Gabriel, die Weltfreiwilligenkonferenz fand dieses Jahr zum ersten Mal in Deutschland statt. Von rund 700 Teilnehmenden waren gerade 140 aus Deutschland. Wie war dein Eindruck dieses internationalen Events?
Ich kannte die Veranstaltung noch nicht, wollte mir aber die Gelegenheit nicht entgehen lassen, wenn sie schon mal in Deutschland stattfindet. Normalerweise beschäftige ich mich mit vielen Facetten des Freiwilligenmanagements vor allem aus nationaler und regionaler Perspektive. In Augsburg zu erleben, welche Trends international diskutiert werden und wie verschieden und doch ähnlich ehrenamtliches Engagement weltweit ausgestaltet wird, war schon spannend. Das gilt auch für viele persönliche Gespräche mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt. Mein Eindruck war aber, dass viele Teilnehmende eher in einer Funktionärs- und Managementrolle dabei waren und doch deutlich entfernt vom ehrenamtlichen Engagement an der Basis sind. Dazu kamen dann noch Unternehmen, die sich mit ihren Corporate Social Responsibility Aktivitäten mit dem Ehrenamt beschäftigen und natürlich einige Social Businesses, die wohl auf geschäftliche Kontakte hofften.
Im Konferenzprogramm habe ich knapp 50 Foren und Panels gezählt. Welche Themen hast du in den vier Konferenztagen mitgenommen?
Der Haken ist ja, dass man zur selben Zeit immer nur an einem Ort sein kann. Neben den mehrheitlich inspirierenden Vorträgen im Plenum war ich in Diskussionen und Workshops zu nationalen Führungsstrukturen für ehrenamtliches Engagement, Digitalisierung und Onlineplattformen, Wirkungsmessung und alternatives Engagement im Katastrophenschutz. Und natürlich in
deinem Forum zu Innovation im Ehrenamt. Ich fand vor allem die vielen verschiedenen Perspektiven spannend, die die Teilnehmenden in ihren Ländern jeweils beschäftigen. Das hat insofern gut getan, weil es etwas Verbindendes zwischen allen Freiwilligen auf der Konferenz gab. Und mir ist einmal mehr klar geworden, wie gut die Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement in Deutschland sind. Ansonsten nehme ich vor allem mit, welche Herausforderungen uns aufgrund der weltweiten Megatrends auch national bevorstehen.
Und gab es dabei echte Augenöffner für dich?
Mir ist besonders aufgefallen, wie intensiv sich große Unternehmen in der Freiwilligenszene engagieren. Das tun sie sicher aus verschiedenen Motiven, auf der Konferenz schienen sie mir aber sehr dominant. Spannend fand ich auch die Erkenntnis, dass es Sprachen gibt, die kein richtiges Wort für Freiwillige kennen, was sicher mit der jeweiligen Freiwilligenkultur zusammenhängt. Und dann die Einsicht, dass es auch außerhalb unserer schönen Rotkreuzfamilie jede Menge Organisationen und Initiativen gibt, die auch tolle Beiträge für die Gesellschaft leisten.
Was meinst du, brauchen wir mehr von solchen internationalen Events, oder reicht es, wenn die Welt alle zehn Jahre bei uns vorbeischaut?
Die Frage ist ja immer, welche konkrete Auswirkung eine internationale Begegnung auf mein regionales Engagement hat. Zur Horizonterweiterung tragen solche Events allemal bei. Wobei ich mir ehrlich gesagt noch eher wünschen würde, dass wir uns in der Rotkreuzfamilie noch mehr national und international zu Konferenzen treffen würden. Und zwar nicht nur für eine interne Managementelite, sondern für „normale“ Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler.
Lieber Gabriel, vielen Dank! > Webseite des Münchner Roten Kreuz