Wie gelingt Innovation im Sozialen – wie geht soziale Innovation? Die Fragen unserer
Blog- und Website-Parade sind zahlreich und alle beantworten kann ich sicher nicht! Am Beispiel unseres Innovationslabors kann ich aber ein paar Einblicke präsentieren, wie wir uns in der DRK-Wohlfahrt auf den Weg gemacht haben, unsere eigenen Antworten zu suchen. Und natürlich auch, was ich bis jetzt dabei gelernt habe.
Das Innovationslabor der DRK-Wohlfahrt
Unser Innovationslabor ist ein drei-jähriges Lern- und Experimentierprojekt, mit dem wir (a) für den Wert sozialer Innovationen in der Wohlfahrtspflege des DRK sensibilisieren wollen, in dem wir (b) ganz praktisch erproben können, wie sich soziale Innovationen in den Strukturen des DRK effektiv fördern lassen und bei dem wir (c) Innovatorinnen und Innovatoren aus dem DRK bei der Realisierung ihrer Ideen helfen.
Dass ich unser Innovationslabor als »Projekt« bezeichne, sagt eigentlich schon sehr viel. Denn wir sind Ende 2016 an genau dem Punkt gestartet, an dem wir damals in der DRK-Wohlfahrt standen: bei langfristig geplanten Projekten mit klar beschriebenen Prozessen. Entsprechend haben wir auch unser Innovationlabor als »Projekt« aufgezogen:
- Wir haben einen Ideenwettbewerb im Verband ausgerufen und – weil wir auf die Stärken der föderalen Struktur des DRK setzen – nur Bewerbungen von Landesverbänden im Tandem mit lokalen Trägern angenommen. Wir wollten damit sicherstellen, dass ‚alle im Boot‘ und gleichsam ‚sensibilisiert‘ sind.
- Im zweiten Jahr stand die Projektförderung im Zentrum unseres Innovationslabors. Den drei ausgewählten Projekten, dem Sozio-Med-Mobil, der SozialWerkstatt und der DRK Social Youth Challenge, sollte mit einer ordentlichen Anschubfinanzierung und begleitendem Coaching dabei geholfen werden, ihre Ideen auf die Straße zu bringen. Wir im DRK-Bundesverband wollten derweil im Prozess mehr über Hürden und Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten der praktischen Innovationsförderung im DRK lernen.
- Und für das dritte Jahr schließlich steht »Evaluation und Ergebnissicherung« im Projektplan. Wir wollen das Gelernte kritisch auf seine Übertragbarkeit überprüfen und aufschreiben. Wir wollen Interviews führen und Ergebnisse darstellen …
Soweit, so 2016! Der Plan war prinzipiell gut und hätte ich nichts gelernt, würde ich das genauso noch einmal machen. Ich habe aber etwas gelernt! Und daran haben die Projekt-Teams und ihre Coaches im Innovationslabor ebenso ihren Anteil, wie meine Kolleginnen und Kollegen hier im DRK-Bundesverband und der Fachbeirat zum Innovationslabor, dessen Mitglieder mir bislang immer mit gutem Rat, frischen Ideen und wertvollen Hinweisen geholfen haben.
Ein paar Learnings aus der Innovationsförderung 2017/18
So einfach kommen wir aus unserer Projekte-Logik natürlich nicht raus. Da haben schließlich noch ein paar Akteure mitzureden – Fördermittelgeber zum Beispiel. Anstatt aber in linearen Prozessen à la 1-2-3-Innovation zu denken, scheinen mir mittlerweile
Begriffe wie Problem-, Möglichkeits- und Resonanzräume wesentlich sinnvoller für die Innovationsförderung:
- Beim »Cross Media Day«, dem DRK-BarCamp zu sozialen Innovationen, Digitalisierung und Social Media, wie auch in den digitalen Netzwerken (insb. Twitter) ist die Resonanz auf aktuelle Herausforderungen und Fragestellungen deutlich zu spüren. Man merkt hier sehr gut, wo die Community steht, was aktuell relevant ist und wer hier die »Influencer« sind.
- Bei »Insight DRK«, bei dem die nominierten Teams aus dem Ideenwettbewerb gepitcht haben, haben wir gesehen, mit welchem Elan, mit welcher Freude und mit welchem Engagement unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem DRK neue Herausforderungen angehen. Die Kreativität mit der die kurzen Pecha-Kucha-Präsentationen gestaltet wurden fand ich sehr beeindruckend!
- Und auch wenn ich die »Intrapreneurship-Tagung« nicht noch einmal so nennen würde – der Begriff stieß auf wenig Gegenliebe im Verband – hat der große Design-Thinking-Sprint im Kulturbahnhof Kassel deutlich gezeigt, dass es viel Neugier und Lust auf neue Wege im DRK gibt.
Was also folgt daraus für die Innovationsförderung im DRK, für das Innovationslabor und vielleicht all die Innovationsförderer da draußen?
- Soziale Innovation ist kein Selbstzweck! Herausforderungen findig meistern – darum geht‘s. Herausforderungen in der eigenen Organisation, Herausforderungen für Menschen in schwierigen Lebenslagen und Herausforderungen für die ganze Gesellschaft.
- Kreative Ideen sind keine Äpfel die zufällig von Bäumen fallen! Kreativität braucht jede Menge Know-How, mit dem herausfordernd begrenzte Freiräume selbstbestimmt ausgestaltet werden können.
- Transfer braucht Ownership, genau wie jede andere Innovation. Egal, ob es um eine neue Methode, einen neuen Wirkungsansatz oder eine neue Technologie geht: Eine Innovation zu implementieren ist immer eine Herausforderung, die findig gemeistert werden muss – eine eigene Innovation also.
Soziale Innovation als Prozess, Herausforderungen findig und wirksam zu begegnen, ist ziemlich voraussetzungsvoll, wie man sieht. Es lohnt sich aber! Denn soziale Innovation,
da gebe ich Wolf Lotter Recht, gibt »Anlass für die Hoffnung, dass es besser wird. Dass es einen Fortschritt gibt, eine Perspektive«. Und eben das sind auch Mittel den ganz großen Herausforderungen der Wohlfahrtspflege zu begegnen, dem Fachkräftemangel zum Beispiel.
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