Der  Strom der Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen, reißt nicht  ab. Auf allen Ebenen wird über die »Verteilung« verhandelt.  Nordrhein-Westfalen nimmt im Vergleich mit anderen deutschen  Bundesländern viele Flüchtlinge auf – einen pro 87 Einwohner. Ein Dach  über dem Kopf finden die Schutz und Zuflucht suchenden Menschen in  Städten und Gemeinden wie Netphen im Kreis Siegen-Wittgenstein – hier  ist es dann ungefähr einer pro 120 Einwohner. 
Mit der Unterbringung und Grundversorgung der Flüchtlinge allein ist  es aber nicht getan. Eigentlich fängt sie hier erst an: die Integration.  Menschen brauchen Perspektiven und Gemeinschaft – Ausgrenzung und  Vorurteile dagegen sind pures Gift für das Zusammenleben. Deshalb sagt  der DRK-Ortsverein Dreis-Tiefenbach in Netphen bereits seit 2012  »Herzlich willkommen – wir helfen Ihnen gern«. Von aktuell elf  Ehrenamtlichen werden Deutschkurse, Exkursionen zu Kulturangeboten in  der Gegend und individuelle Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen  angeboten. Traumatisierte Flüchtlinge erhalten Hilfestellung bei der  Suche nach einem geeigneten Therapieplatz. 
Der Andrang ist groß und mittlerweile längst über die Grenzen von  Netphen hinaus und bis ins benachbarte Sauerland hinein gefragt! Allein  Deutschkurse werden wöchentlich von etwa 140 Teilnehmenden besucht. Und  auch der jährliche „Tag der Begegnung“ wird von Flüchtlingen wie  Einheimischen gern angenommen. Dank Deutschunterricht und ehrenamtlicher  Begleitung sind die 18 Sprachen, die hier gesprochen werden, kein  Problem. Auf dem Tag der Begegnung kommen alle zusammen und lernen  einander kennen. Dabei wird dann auch schon der eine oder andere Job bei  ansässigen Betrieben oder eine Aufnahme im hiesigen Sportverein  vermittelt.
Ihr  Anliegen beschreibt Isolde Gomberg, die Leiterin des Projektes,  so:  »Die Menschen in Netphen sollen auf der Straße nicht auf Abstand  gehen,  weil jemand anders aussieht, sie sollen sagen ›ich kenn   dich‹ und ›guten Morgen, wie geht es dir‹.« Um ihren Wunsch Wirklichkeit   werden zu lassen, investieren die Ehrenamtlichen zusammen genommen  über  200 Stunden im Monat. Zusätzlich engagieren sich auch Flüchtlinge  als  Bundesfreiwilligendienstleistende für das Projekt. 
Der DRK-Ortsverein Dreis-Tiefenbach bringt zusammen mit dem   DRK-Landesverband Westfalen-Lippe und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen   jährlich rund 6.000 EURO in das Projekt ein, doch nur mit weiterer   Unterstützung und privaten Spendern ist der Andrang wirklich zu   bewältigen.
