Spaß beiseite: Die digitale Vernetzung der Akteure im Bereich Gesundheit und Pflege und der Austausch von Informationen war Ende Februar Thema auf dem "Prozessworkshop Pflege" bei der gematik, bei dem ich mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Pflegesektor die Köpfe zusammengesteckt habe. Gemeinsam mit IT-Spezialisten der gematik haben wir überlegt, inwiefern die Pflege an die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen werden kann und welche Potenziale mit der Anbindung verbunden sein könnten.
Telematikinfrastruktur? Gematik?
„Die Telematikinfrastruktur ist die bevorzugte Informations-, Kommunikations- und Sicherheitsinfrastruktur des deutschen Gesundheitswesens mit allen technischen und organisatorischen Anteilen.“ (gematik 2020). Die Telematikinfrastruktur soll alle Akteure und Institutionen des Gesundheitswesens miteinander vernetzen und dadurch einen organisationsübergreifenden Datenaustausch innerhalb des Gesundheitswesens ermöglichen. Die gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte GmbH – wurde bereits 2005 gegründet. Der gesetzliche Auftrag der gematik umfasst die Einführung, den Betrieb und die Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur (§ 291b SGB V).Die gematik wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-SV) und weiteren Gesellschaftern getragen.
Und warum nun die Pflege?
Im Kern ging es bei dem Workshop um wesentliche „Ereignisse“ in der Pflege wie beispielsweise die Aufnahme neuer Bewohnerinnen und Bewohner in eine stationäre Pflegeeinrichtung und die damit verbundene Frage, inwiefern TI-Prozesse dieses „Pflegeereignis“ unterstützen und optimieren können.
So benötigt eine Einrichtung für den Aufnahmeprozess eine Vielzahl von Bewohnerinformationen – seien es die sogenannten „Bewohnerstammdaten“, Hinweise der Angehörigen, Patientendaten des behandelnden Hausarztes sowie weiterer Fachärzte oder auch Informationen der Apotheke über verschriebene Medikamente und so weiter… Diese Informationsbeschaffung ist für eine Einrichtung aktuell sehr aufwendig und bedarf den Einsatz vieler (unbezahlter) Ressourcen und bedeutet viel, viel Bürokratie.
Wie schön wäre es, wenn durch die TI, diese Informationen valider, einfacher und schneller zentral abgerufen und ergänzt werden können? (An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass der Datenschutz hierbei höchste Priorität haben muss und der Datenzugriff stets der persönlichen Zustimmung bedarf).
Hinsichtlich dieser Optimierungsfrage durch die TI wurden bei dem Workshop weitere „Pflegeprozesse“ wie u.a. die Entlassung eines Bewohners aus dem Krankenhaus diskutiert. Die anfänglichen Sprachbarrieren zwischen IT-Spezialisten und Pflegevertretern konnten im Laufe des Workshops, dank der Übersetzungsarbeit auf beiden Seiten, überwunden werden.
Pflegeeinrichtungen sind offen für den TI-Anschluss
Wenn die TI Ressourcen spart, wollen Pflegeeinrichtungen auch die TI - hiervon sind wir überuzeugt. Verbunden mit hohen Erwartungen, sind die Einrichtungen und Dienste der Pflege offen für Anschluss an die TI. Wir sehen hier nicht nur Potenzial zur Entbürokratisierung, sondern auch Potenzial zur Verbesserung der Versorgung insgesamt. Das DRK und die weiteren Verbände der Freien Wohlfahrtspflege begrüßen die Bereitschaft der gematik die Pflege verstehen zu wollen. Wenn in den eigenen Einrichtungen und Diensten erfahrbare Effekte spürbar werden und Ressourcen gespart werden können, sollte die Akzeptanz in eigenen Reihen keine große Herausforderung sein.
Insgesamt fand ich den Workshop sehr ermutigend und gehe davon aus, dass die gematik unsere (berechtigten) Interessen verstanden hat. Die gematik beabsichtigt die gewonnenen Erkenntnisse möglichst gut in die Weiterentwicklung der TI einfließen zu lassen. Wir werden den Austausch fortführen und an die Bedarfe der Pflege erinnern.