Workshop zur Problembaumanalyse zum Thema Einsamkeit

Einsamkeit hat viele Gesichter. Aber welche? Wie begegnen sich Menschen in einer Zeit der Individualisierung und Digitalisierung? Was hält uns als Gesellschaft zusammen und wie schaffen wir es, dass das soziale Miteinander in einer postdigitalen Welt Bestand hat? In unserem Projekt "Wirkungswerk Einsamkeit" sprechen wir mit Menschen, die einsam sind und entwickeln neue Lösungen, um Menschen sich wieder näher zu bringen.

Einsamkeit hat viele Gesichter.

Wir sitzen mit Ulrike (29) in der Sonne auf einer Bank im Volkspark Schöneberg-Wilmersdorf und plaudern über das Leben. Und über die Einsamkeit. Ob sie glaubt, sie sei in unserer Gesellschaft ein Problem. „Ja“ sagt sie – „sicherlich für viele“. Ihr selbst ginge es jedoch gut. Obwohl auch sie, erzählt sie erst später, sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in ihrem Leben ebenfalls sehr einsam fühlte. So wie Ulrike, geht es rund 17% der Menschen in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie der SPLENDID RESEARCH GmbH ist das die Anzahl derjenigen, die sich häufig einsam fühlen. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie das Leben selbst: Sei es ein Umzug in eine andere Stadt, der Tod eines nahestehenden geliebten Menschen, der Verlust des Jobs oder eine eingeschränkte körperliche Mobilität. Auch relative Armut kann Isolation hervorrufen. Ebenso wie Arbeitsmodelle, die Menschen vorwiegend allein und/oder in Schichten arbeiten lassen. Auch der Mangel an öffentlichen Räumen der Begegnung und gemeinschaftlichen Aktivitäten, trägt dazu bei. Mobbing in der Schule oder im Studium, so wie Ulrike es erlebte, ist ebenfalls ein typisches Beispiel einer Lebenssituation, die von Einsamkeit geprägt ist. Hinzu kommt, dass das Thema für Betroffene häufig eine gewisse Scham mit sich bringt. In der Regel ist es „das Problem anderer Menschen“, über das gesprochen wird – selten über die eigenen Erfahrungen.

Alleinsein bedeutet nicht zwangsläufig einsam zu sein.

Wichtig ist zu beachten: Alleinsein bedeutet nicht zwangsläufig einsam sein. Denn: Einsamkeit entsteht dann, wenn die tatsächliche Intensität sozialer Interaktion, die jemand erlebt, geringer ist, als die gewünschte Intensität – und ist somit ein subjektiver Wert. Aus diesem Grund spielen auch nicht nur gesellschaftliche Faktoren, sondern auch individualpsychologische Aspekte eine Rolle bei der Bekämpfung von Einsamkeit. Denn häufig ist es nicht der Mangel an Möglichkeiten der Begegnung mit anderen Menschen – so wie wir uns zu Ulrike auf die Bank setzen – sondern das mangelnde Bewusstsein hinsichtlich möglicher Alternativen oder die Gewohnheit, diese nicht zu nutzen.

Gemeinsam Einsamkeit bekämpfen und in einen konstruktiven Diskurs bringen.

Aber wie können wir dazu verhelfen, dass Menschen wie Ulrike in Mobbingsituationen nicht verzweifeln – oder eine solche Situation überhaupt nicht erst entsteht? Wie können wir Menschen schon von Klein auf dazu verhelfen ein Verhaltensrepertoire zu erlernen, um sich selbst aus Situationen der Einsamkeit herauszuhelfen? Lassen sich besondere Lebenslagen, wie Tod, Umzug, Scheidung, Verlust eines Jobs anders gestalten und begleiten, damit Menschen nicht durchs Raster fallen und sich verloren fühlen?

Mit unserem Projekt „Wirkungswerk Einsamkeit“ wollen wir neue Antworten auf diese Fragen finden. In Design-Thinking-Workshops entwickeln wir mit Expertinnen und Experten aus unserem Verband und externen kreativen Köpfe neue Lösungen, um Menschen sich wieder näher zu bringen. Gleichzeitig sammeln und verbreiten wir bereits vorhandene gute Ideen zu dem Thema. Letztlich wollen wir vor allem auch erreichen, das Thema Einsamkeit stärker in die öffentliche Debatte zu bringen und dazu verhelfen, einen lösungsorientierten und offenen Diskurs in unserer Gesellschaft darüber zu finden.

Wir freuen uns über jede Unterstützung in diesem Vorhaben! Sie arbeiten selbst in einem Projekt zum Thema Einsamkeit oder kennen eine innovative Projektidee? Sie haben Zugang zu interessanten neuen Forschungsergebnissen oder Projektpartnern in diesem Themenfeld? Dann schreiben Sie uns gern unter wirkungsorientierung(at)drk(dot)de .