Überschuldung geht alle an - und kann jeden treffen
"Überschuldung ist angesichts von etwa 6,85 Millionen betroffenen Personen schon lange kein Randphänomen mehr. Daher sollten wir es auch nicht so behandeln und der Schuldnerberatung sowie der Prävention mehr Aufmerksamkeit widmen”, bilanziert Joß Steinke, Bereichsleiter Jugend und Wohlfahrtspflege des DRK.
Das betrifft einerseits die Aufmerksamkeit, die das Thema verdient. Andererseits aber auch die die gesellschaftliche Betroffenheit. Die Covid-19-Pandemie führt eindrücklich vor Augen, dass Überschuldung viele unverschuldete Ursachen haben kann und vor niemandem Halt macht. Mit Blick auf die bevorstehenden Jahre steht damit zu befürchten, dass die Auswirkungen der Pandemie die Überschuldungssituation weiter verschärfen und neue soziale Verwerfungen erzeugen wird.
Die Politik muss notwendige Maßnahmen ergreifen, um Überschuldung zu vermeiden und ihre erfolgreiche Bewältigung zu fördern. "Doch dazu ist es dringend an der Zeit, das Thema Überschuldung offen anzugehen, den betroffenen Menschen endlich ausreichend Angebote zu machen und auf die vielfältigen Lebenslagen hinter den Schulden aufmerksam zu machen“, betont Joß Steinke.
Zeit für mehr Aufmerksamkeit und die Stärkung der gemeinnützigen Schuldnerberatung
Die AG SBV als Interessenvertretung der zusammengeschlossenen Anbieter gemeinnütziger Schuldnerberatung wirbt daher in der diesjährigen Aktionswoche vom 7. - 11. Juni um mehr Verständnis und Beachtung für die Situation überschuldeter Menschen und ruft die Politik zur Ergreifung notwendiger Maßnahmen sowie zur entschlossenen Bekämpfung von Überschuldung auf. Zu diesem Anlass fordert die AG SBV zentral folgende Maßnahmen:
1. Einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung
Wenn Menschen in (finanzielle) Not geraten, brauchen sie – unabhängig von ihrer Einkommenssituation – Unterstützung. Die AG SBV fordert daher einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle.
2. Schuldnerberatung bedarfsgerecht ausbauen und Finanzierung sichern
Um den realen Bedarf zu decken, insbesondere im ländlichen Raum, ist eine Weiterentwicklung der bestehenden Angebote und das Schaffen zusätzlicher gemeinnütziger Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen nötig.
Die Finanzierung der Schuldnerberatung muss eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen ermöglichen und die Berücksichtigung tariflicher Löhne, Verwaltungs- und Sachkosten sowie regelmäßige Fortbildungen und Angebote der Supervision umfassen.
Schon jetzt sind die Beratungsstellen überlastet und arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen wird sich diese Situation weiter dramatisch verschärfen.
3. Löschung von negativen Merkmalen bei Auskunfteien
Lange Speicherfristen von negativen Merkmalen und ein niedriger sogenannter Score z. B. in der SCHUFA erschweren nachweislich einen wirtschaftlichen Neustart für Überschuldete, der sich auf viele Lebensbereiche auswirkt.
So haben Menschen mit negativen Merkmalen bei Auskunfteien, auf dem freien Wohnungsmarkt kaum eine Chance, eine Wohnung zu finden. Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Jeder Mensch sollte einen angemessenen Wohnraum zur Verfügung haben, egal in welcher finanziellen Situation er sich befindet.
Die Forderungspapiere der AG SBV in der Kurz- sowie Langfassung können Sie hier abrufen:
- Forderungspapier Aktionswoche Schuldnerberatung 2021 (Kurzfassung)
- Forderungspapier Aktionswoche Schuldnerberatung 2021 (Langfassung)
Nähere Informationen zur Aktionswoche Schuldnerberatung erhalten Sie in den an der Öffentlichkeitsarbeit teilnehmenden Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Wohlfahrts- und Verbraucherverbände und der AG SBV.
Links & weiteführende Informationen
Bei (drohender) Überschuldung finden Sie auf den Seiten des DRK Beratungsstellen in Ihrer Nähe.
Wichtige Antworten auf Fragen zum Thema Überschuldung und zur Arbeit von gemeinnützigen sozialen Schuldnerberatungen finden Sie auf dem Informationsportal www.meine-schulden.de der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V.