Im Raum stehe mehrere Computer, vor einem Projektorbild fotografiert eine Person mehrere Personen an einem Stehpult.
360° im Kreisverband Bochum

Warum der DRK KV Bochum jetzt ein digitales 360° Bienenhotel hat

„Neue Wege zu gehen heißt auch zu improvisieren“ – so begrüßte Thomas Pilz die Teilnehmer des VR - Workshops im Rahmen des Praxistages im DRK Zentrum Weitmar. Improvisieren gehört zur Arbeit bei uns im Roten Kreuz ja immer irgendwie dazu – im Alltag mit Menschen bleibt es nicht aus, dass spontan reagiert werden muss. Insofern hat diese Aussage erst einmal nur noch eine Runde mehr Erwartungen geschürt: Ein Tag rund um 360° Videos, Digitalisierung und das, was wir Teilnehmer damit machen können.

Und „einfach machen“ ist auch genau das Motto von Thomas Pilz. In der Einladung war die Rede von wetterfester Kleidung und festem Schuhwerk – was hat das nun mit Digitalisierung und Arbeit am PC zu tun?

Use Cases

Damit klar ist, worum es geht, hat er zwei wunderbare Anwendungsfälle im Gepäck:

Die Geschichte von Melanie, Quartiersentwicklerin in der „Alten Schule Ottelau“ und eines Bewohners des dortigen Mehrgenerationenhauses: Sie hat für ihn seine alte Heimat via 360° Video eingefangen und zu ihm gebracht. Weil sie auf dem Rückweg aus dem Urlaub dort vorbeikam – sie hat sich einfach gewagt und losgelegt. Sein erster Blick drauf – unbezahlbar.

Und die Geschichte von Ines und Sarina aus der Kita Kunterbunt, die gemeinsam mit „ihren“ Kindern den Umgang mit digitalen Tools und Videos spielerisch üben. Sie vorsichtig selbst probieren lassen und eine Scheu vor digitalen Geräten erst gar nicht aufkommen lassen. Die überlegen, wie digitale Elemente die Erziehungsarbeit sinnvoll bereichern können

Genau diese beiden Projekten zeigen perfekt die Bandbreite von digitale Geschichten in der Wohlfahrt: Digitalisierung ist nichts Fremdes, Abgehobenes, das sich im Silicon Valley, in Konzernen und auf dem politischen Parkett abspielt. Je nach Einsatz ist es die exakte Abbildung unseres Lebensumfeldes  - wir können unsere Lebensumwelt simulieren, mit ihr spielen, ja, sie sogar dorthin holen, wo sie noch nicht oder nicht mehr möglich ist. Von der spielerischen Verkehrserziehung- oder Spracherziehung im Kindergarten bis zu virtuellen Reisen in die alte Heimat (oder die Ferne) für ältere Menschen: das sind die Geschichten, die unsere Einrichtungen schreiben können. Digitalisierung verbindet Generationen vielmehr, als dass es sie spaltet. Das muss unsere Aufgabe sein.

Einfach machen

Damit aber genug der theoretisch-emotionalen Einführung: Selber machen war die Devise des Tages. Konkret: raus in den Innenhof der Einrichtung (festes Schuhwerk!), Gerät an die Frau und an den Mann und losfilmen. Begleitet von Profis für PR und Foto-/Videografie sind die ersten 2 Stunden nur so geflogen. Die Tools wurden bald nebensächlich und selbstverständlich – es ist die Geschichte, die zählt. Und wennAnna Wischnewski „ihr“ Quartier vorstellt, dann ist da so viel Begeisterung und Leidenschaft dabei, dass mit Sicherheit der Film, der „aus dem Nichts“ produziert wurde, genau der richtige Weg in eine digitale soziale Zukunft.  So können künftig Bewohner, Gäste und Interessierte virtuell durch die Räume und Einrichtungen des DRK-Kreisverband Bochum e.V. streifen, sich Informationen individuell abrufen, erkunden und lernen. Dass hier viel zu erleben ist, wird bei so einem Rundgang schnell deutlich!

Gruppenfoto in einer Gartenkolonie.

© Markus Ohn

Und weil die gegenüberliegende Kleingartenanlage eine wunderbare Kooperation mit der Einrichtung pflegt und die Menschen hier in Symbiose leben, wurde auch gleich die Gartenanlage samt Spielplatz und Ruheinsel digitalisiert – wenn mal kein physischer Spaziergang möglich ist, dann ist es zumindest ein virtueller. Und in dessen Mittelpunkt stehen dann das Bienenhotel und das Winterschlafhaus für Igel. Haben wir Interesse geweckt? Dann einfach mal vorbeischauen. Real oder digital – beides ist möglich!

Symbiose – analog trifft virtuell

Und auch das ist eine zentrale Erkenntnis des Workshops: digital heißt nicht, dass analog plötzlich nicht mehr „in“ ist. Es ist einfach ein Baustein mehr und damit in Summe viel besser. Neue Ehrenamtler und Fachpersonal gewinnen wir durch Akquise in den Städten, persönlich in Gesprächen an der Haustür oder per Stellenanzeige – aber wir gewinnen sie eben auch durch einen professionellen und authentischen Auftritt auf den Websites der Einrichtungen, durch Pressearbeit, auf Social Media. Wir sind schon immer dort, wo sich Menschen bewegen. Die virtuelle Realität ist ein neuer Raum für uns. Wir haben die Chance und jetzt mit Unterstützung des Landesverbandes auch die technischen Möglichkeiten alle Wege zu nutzen – das sollten wir tun. Für unsere Einrichtungen, für unsere Projekte, für die Menschen, um die es geht.

Eine kleine Stippvisite hat sich auch Holger Boehnert, Vorstand desKreisverbandes Bochum e. V., nicht nehmen lassen. Er hat ganz richtig festgestellt:

„Wir reden so viel über Digitalisierung, dabei ist man manchmal ganz froh, wenn das Faxgerät funktioniert. Umso wichtiger sind greifbare Projekte. Noch besser, dass man gar nicht fragen muss, wann sie fertig sind. Hauptsache sie starten. Und entwickeln sich von da aus stückweise und mit dem vollen Engagement der Beteiligten weiter – das ist DRK!“

Workshopergebnis

In dem Sinne sind wir heute gestartet. Mit jeder Menge Filmmaterial, mit ersten „Schnittübungen“ am PC, mit ganz viel Spaß und ohne Angst vor der Digitalisierung.  Am Ende des Tages hatte jeder Teilnehmer seine kleine Geschichte in VR schon im Kopf – der KV Bochum sogar schon auf der Speicherkarte. Der Weg dorthin ist echt für jeden möglich.

Personen schauen gemeinsam auf eine Smartphone und stehe vor einem DRK-Gebäude.

© Markus Ohn

Was ist die Geschichte Ihrer Einrichtung? Egal wie klein oder groß – sie ist besonders.

Und dann lässt sie sich in 360° erzählen!

Und muss unbedingt auf die große Bühne!

Autorinnen und Autoren:  Julia Collard und Sven Schnitzler von Doppel[t]spitze