In diesem Jahr steht die Arbeit des "Think & Do Tanks" unter dem Motto "Den Verband bei der digitalen Transformation mitnehmen". Neben dem Austausch zu Neuem aus der DRK-Digitalisierungswelt stellten die Teilnehmenden ihre begonnenen Projekte vor und wandten sich mit konkreten Fragen an das Kollektiv. So stellten im April beispielsweise vier Teilnehmende Fragen rund um die Themenfelder "Digital Leadership Shift / Agiles Arbeiten", "digitales Jugendrotkreuz im ländlichen Raum", "Weiterentwicklung des Hausnotrufs" und "Wie kann ich Kolleginnen und Kollegen für die Digitalisierung begeistern?" zur Diskussion.
Im Schwerpunkt nahmen wir uns in zwei Treffen im April und Mai der Herausforderung an, eine Konferenz für unterschiedliche DRK-Akteure zu entwickeln, die die Digitalisierungsarbeit des DRK vorantreibt und sie mit der Arbeit externer Stakeholder zusammenbringt. Dazu nutzten wir – begleitet durch erfahrene Coaches – die Methode des Design Thinkings, um die Bedarfe des Verbandes zu verstehen und kreative Lösungen zu entwickeln.
Unser Vorgehen – so funktioniert Design Thinking
Was ist Design Thinking?
Design Thinking ist nicht nur eine Innovations- und Kreativtechnik, mit der Fragen in multidisziplinären und diversen Teams bearbeitet werden. Design Thinking ist auch eine Einstellung. Dabei werden Analytik, Kreativität und Empathie miteinander verknüpft. Das wichtigste Merkmal dieser Methode ist ihr Fokus auf die Zielgruppe. Man begibt sich in deren Situation, um ihre Bedarfe und Wünsche zu verstehen. Design Thinking stammt aus dem Produkt- und Servicedesign. Auch in der Sozialwirtschaft haben wir es mit unterschiedlichen Zielgruppen zu tun, an deren Bedarfe wir Angebote anpassen.
Design Thinking ist ein sich wiederholender Prozess, der sich in sechs Phasen gliedert: Zunächst definieren wir ein Problem und entwickeln dafür ein gemeinsames Verständnis. Im nächsten Schritt bauen wir durch intensive Beobachtungen und Interviews mit den Akteuren Empathie auf, um das Problem wirklich zu verstehen. Im dritten Schritt tragen wir die gewonnenen Erkenntnisse zusammen. Für das Lösen des Problems entwickeln wir im vierten Schritt eine Vielzahl an Ideen. Daraus wählen wir die besten aus. Im fünften Schritt bauen wir Prototypen. Es kann sich beispielsweise um ein Modell, ein Rollenspiel oder einen
Videoclip handeln. In der sechsten Phase beginnt das Testen. Dabei stellt man schnell fest, ob die Idee bei den Nutzenden wirklich ankommt. Dieser Prozess sollte beliebig oft wiederholt werden, um die passgenaueste Lösung zu entwickeln.
Verstehen
In der semantischen Analyse sammelten wir in mehreren Teams unsere Assoziationen mit den einzelnen Bausteinen der Herausforderung, also der definierten Design-Challenge ("Wie entwickeln wir eine Konferenz für unterschiedliche DRK-Akteure, die die Digitalisierungsarbeit des DRK vorantreibt und sie mit der Arbeit externer Stakeholder zusammenbringt"), um zu verstehen, woran wir überhaupt arbeiten und um im Team die gleiche Vorstellung von den Begriffen zu haben.
Als nächste Methode führten wir in jedem Team ein sogenanntes "Charrette" durch, um wichtige Themen für die anschließenden Interviews zu generieren. Dazu nahmen wir uns drei verschiedene Zielgruppen der geplanten Konferenz vor und sammelten unsere Annahmen dazu, welche Schmerzpunkte und Gewinne diese Personen in Bezug auf eine Digitalkonferenz haben könnten, welche Konferenzthemen sich daraus ergeben und für wie wichtig wir diese Themen erachten.
Beobachten
Im Anschluss ging es in die Interviewphase, in der wir Telefoninterviews mit Mitarbeitenden (Kreisgeschäftsführende, Präsidium von Kreisverbänden, Fachreferentinnen und –referenten auf Landesverbandsebene) des DRK, aber auch spontane Interviews zum Thema Konferenz mit Menschen auf der Straße führten. Im Anschluss teilten wir die Ergebnisse mit der gesamten Gruppe (Mit wem haben wir gesprochen? / Was hat die Person gesagt? / Was hat uns überrascht?).
Sichtweise definieren
Wir brachten nun unsere interessanten Funde und Einsichten (sogenannte "Insights"), die wir während der Interviews generiert hatten, zusammen. Nachdem wir die Interviews aufbereitet hatten, erarbeiteten wir Personas. Dabei handelt es sich um fiktive Personen, denen wir auf Basis der Interviews Charaktereigenschaften, Interessenschwerpunkte, Bezüge zur Digitalisierung und Wünsche zuordneten.
Ideen finden
Ausgehend von den Personas konnten alle Gruppen in verschiedenen Brainstorming-Einheiten Ideen entwickeln, wie eine Digitalkonferenz für die jeweiligen Personas konzeptionell aufgezogen sein müsste, welche Inhalte und Themenschwerpunkte sie dort erwarten und durch welche Formate sie im Vorfeld und in der Nachbereitung der Konferenz abgeholt werden könnten. Heraus kamen folgende Ideen:
Der Digi-O-Mat: Er soll den Teilnehmenden der Konferenz dabei helfen, sich mit DRK-Mitarbeitenden oder Ehrenamtlichen, die sich in ähnlicher Lage befinden, auszutauschen und zu vernetzen. Er soll außerdem ein passgenaues Programmangebot (Auswahl der Konferenzmodule) für die Person entsprechend ihres Digitalisierungsstandes entwickeln.
Ein DRK-Pitchformat: Ein kreatives Austauschformat mit Kurzvorträgen. Angelehnt an sogenannte TED-Talks haben hier sechs DRK-Mitarbeitende oder Ehrenamtliche die Möglichkeit, in jeweils zehn Minuten zu pitchen, wie sie Digitalisierung in ihrem Wirkungskreis erfolgreich gestalten. Damit die Inhalte für alle gut verständlich sind und Inspiration bieten, erhalten die Speaker vorab Pitchtraining, um ihre Geschichte punktgenau erzählen zu können.
Ein Konferenz-Vernetzungstool: Über ein digitales Tool können sich die Konferenzteilnehmenden im Vorfeld (1) über ein digitales "Glossar" über die Dimensionen von Digitalisierung informieren (2) einen eigenen Steckbrief einstellen und sich mit anderen Teilnehmenden vernetzen (3) in einem Follow-Up nach der Konferenz werden gute Praxisbeispiele der Konferenzteilnehmenden und Speaker eingestellt.
Eine Transfer-Plattform: Auf der Plattform sollen Teilnehmende der Konferenz gute Praxisbeispiele und Werkzeuge für digitale Lösungen im DRK einstellen und austauschen können. So werden Erfahrungsschätze geteilt, mit denen voneinander gelernt werden kann.
Prototyp entwickeln
Nun wurde es richtig kreativ: Die entwickelten Ideen wurden von den Teilnehmenden als haptische Elemente aufbereitet und mit den vorhandenen Materialien erste Prototypen gebaut: eine Papiervariante des Digi-O-Mats, ein Rollenspiel, das durch das digitale Glossar des Vernetzungstools führt oder eine Schritt für Schritt Anleitung aus Papier, die erklärt, wie auf der Vernetzungsplattform kurze Erklärvideos hochgeladen werden können.
Testen
Um unsere Prototypen auf Praxistauglichkeit zu überprüfen, luden wir Mitarbeitende des Landesverbandes Westfalen-Lippe ein, die ersten Ideen zu testen. Wir stellten sie ihnen vor und ließen ihnen die Möglichkeit, die Funktionen der Tools direkt auszuprobieren und uns Feedback zu geben. So erhielten wir beispielsweise den Hinweis, ein Quiz zu integrieren, Podcasts zu empfehlen oder dem Datenschutz an allen Stellen Rechnung zu tragen.
Wie geht es weiter?
Klar ist, dass nicht alle Ideen für die Konferenz umgesetzt werden können. Aber viele Ideen gehen in eine ähnliche Richtung und können gemeinsam weitergedacht werden. Weitere Konferenzvorbereitungen und die finale Entscheidung über die Ideenumsetzung werden von der Gruppe des "Think & Do Tanks" in "Online-Sprints" – kurze, regelmäßige Videokonferenzen – getroffen. Beim nächsten Treffen im Herbst werden die Inhalte finalisiert. Methodisch wird der Fokus auf dem Thema "Story Telling" liegen – und neue Digitalisierungsgeschichten aus dem Verband wird es bis dahin sicherlich auch schon zu berichten geben. Die Digitalkonferenz soll im nächsten Jahr stattfinden.
Wenn Sie beim nächsten Treffen dabei sein wollen, schauen Sie regelmäßig auf unsere Veranstaltungsseite und melden sich an. Der nächste Termin findet voraussichtlich im November statt.