DRK berichtet in der Kinderkommission des Bundetages zu Erfahrungen mit der Aufnahme geflüchteter Kinder in die Kindertagesbetreuung

In einer öffentlichen Anhörung befragte die Kinderkommission des Deutschen Bundestages am 6. Juli Fachkräfte aus der Praxis zu ihren Erfahrungen bei der Aufnahme geflüchteter Kinder aus der Ukraine. Für das DRK waren die Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen Birgit Poschmann aus dem DRK-Kreisverband Coesfeld e. V. und Luise Springer, Teamleiterin Team Kinder, Jugend und Bildung im DRK-Generalsekretariat dabei. In einem Kurzinterview erzählt Frau Poschmann von Ihren Eindrücken. 

Frau Poschmann, Sie haben am 6.7.2022 als Fach- und Praxisberatende an der öffentlichen Sitzung der Kinderkommission, einem Unterausschuss des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, teilgenommen. Worum ging es in der Anhörung genau? 

Innerhalb der Anhörung ging es darum, wie wir als DRK mit geflüchteten Kindern aus der Ukraine umgehen konnten und können, wie wir das praktisch umsetzen  und ob wir an Projekten teilgenommen oder welche initiiert haben. Ein besonderes Augenmerk wurde daraufgelegt, wie wir die Kinder, die bereits in eine DRK-Kindertageseinrichtung kommen, in die bestehende Betreuung einbinden und welche Ansätze und Initiativen es hierfür gibt. 

Von welchen Erfahrungen aus Ihrer Praxis konnten Sie im Gespräch berichten? 

Wir haben vorgestellt, welche Angebote wir für geflüchtete Kinder haben. Wir konnten darauf hinweisen, dass die Situation je nach Bundesland sehr unterschiedlich ist. Bei Bundes- oder Landesprogrammen können die Projekte durch den nötigen Verwaltungsaufwand häufig zu spät für die aktuellen Herausforderungen umgesetzt werden. Vorgaben sind teilweise zu starr und damit für die schnelle Integration geflüchteter Kinder nicht praktikabel. 

Wenn man zum Beispiel eine Spielgruppe als Überbrückung bis zur Aufnahme in die DRK-Kindertageseinrichtung einrichten möchte, müssen dafür ausschließlich Fachkräfte eingesetzt werden. Kann man keine Fachkräfte einsetzen, so wird das Angebot nicht refinanziert. Aufgrund des bekannten Fachkräftemangels ist es klar, dass man nicht kurzfristig Fachkräfte finden kann, die für wenige Stunden temporär arbeiten wollen.  

Welche Forderungen konnten wir als DRK in die Gesprächsrunde einbringen?  

Mit unserem Beitrag konnten wir die Forderung einbringen, Angebote für geflüchtete Kinder und ihre Familien niedrigschwelliger zu gestalten. Damit kann eine schnelle Umsetzung gewährleistet werden. Zwar ist grundsätzlich richtig und wichtig in der Kindertagesbetreuung Fachpersonal einzusetzen, in solchen Ausnahmesituationen braucht es jedoch eine größere Flexibilität, um die ankommenden Eltern und Kindern schnell und pragmatisch zu unterstützen 

So wäre es für die Aufnahme geflüchtete Kinder in eine Betreuung hilfreich, befristet auch Frauen und Männer aus der Ukraine mit pädagogischen Vorerfahrungen als Unterstützungspersonal einzusetzen. Gerade mit Blick auf die sprachlichen Hürden wäre dies ein Gewinn für alle Beteiligten. Dies zeigt sich in Kindertageseinrichtungen, in welchen muttersprachliche Fachkräfte ukrainische Kinder gut in bestehende Gruppen aufnehmen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben können. Es ist damit einfacher, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen.  

Eine zügigere Anerkennung von Berufsabschlüssen wäre hilfreich. Dies gilt auch für geflüchtete Menschen aus anderen Ländern. 

hier Input des DRK ansehen

Wie wurden die Forderungen von den Mitgliedern der Kinderkommission aufgenommen? 

Leider konnte aufgrund der Unterbrechung der Anhörung durch einen Hammelsprung in der Runde nicht kommuniziert werden, wie die Kinderkommission mit den gewonnenen Erkenntnissen weiterarbeitet. Es blieb deshalb auch keine Zeit für weitere Fragen der Abgeordneten. 

Was hat Sie während der Sitzung am meisten beeindruckt? 

Alle haben sehr aufmerksam zugehört und waren sehr am Thema interessiert. Das ist in politischen Gremien nicht immer so spürbar. 

Gab es etwas, dass Sie überrascht hat? 

Dass es doch ein sehr kleines Gremium ist. Es waren ca. 20 Personen inkl. der Praxisvertretenden dabei. 

Was ist die Kinderkommission? 

Der Ältestenrat des Deutschen Bundestages beschloss am 21. April und 5. Mai 1988, die Kinderbeauftragten der Fraktionen gemeinsam als Kinderkommission einzusetzen. Dies ist in der deutschen Parlamentsgeschichte einmalig und soll unterstreichen, dass der Bundestag die Interessen von Kindern und Jugendlichen besonders ernst nimmt. 

Die Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder (Kinderkommission, KiKo) ist ein Unterausschuss des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Aufgabe ist die Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche. Der Ausschuss besteht aktuell aus vier Mitgliedern und jeweils einem stellvertretenden Mitglied. www.bundestag.de/webarchiv/Ausschuesse/ausschuesse18/a13/kiko  

Öffentliche und nichtöffentliche Gespräche mit Expertinnen und Experten zu verschiedenen Themen helfen den Abgeordneten, fundierte Standpunkte zu entwickeln. Kinder und Jugendliche müssen der Kinderkommission sagen, in welchen Bereichen es aus ihrer Sicht Probleme gibt. Kontakt: kinderkommission(at)bundestag(dot)de 

Was würden Sie Kolleginnen und Kollegen aus dem Verband mit Blick auf die Teilnahme an solchen Gremien zur Vertretung der Interessen unserer Kinder empfehlen? 

Ich finde, dass es wichtig ist, an solchen Gremien teilzunehmen, um den Vertreterinnen und Vertretern der Politik mitzuteilen, ob das, was auf politischer Ebene entschieden wird, überhaupt in der Praxis ankommt und umgesetzt werden kann.   

Und es ist wichtig zu fragen, was dann mit den Informationen geschieht, wie es damit weitergeht.  


Es war wichtig, eine Vertreterin aus der Praxis in der Kinderkommission dabei zu haben. So konnten direkt von den Herausforderungen vor Ort berichtet und politische Aktivitäten aus der Praxisperspektive beurteilt werden. Herzlichen Dank an Frau Poschmann für Ihren Beitrag in dieser Anhörung.

- Luise Springer - 


 

Interessensvertretung in der DRK-Kinderhilfe 

Interessensvertretung ist Aufgabe des DRK-Bundesverbandes. Um die Interessen der Kinder und ihrer Familien bestmöglich zu vertreten, arbeiten wir eng mit den Landesverbänden und Trägern von Kindertageseinrichtungen zusammen, wie es bei dieser Anhörung erfolgt ist. 

Für die gemeinsame Interessensvertretung von Bundesverband mit den Landesverbänden wurde ein Strategiepapier zur Interessensvertretung entwickelt.  Download des Stragiepapiers hier

Für die Anwaltschaftliche Vertretung in DRK-Kindertageseinrichtungen wurde eine Handreichung mit und für die Mitgliedsverbände erarbeitet. Download der Handreichung hier

Alle Infos zu den Positionen in der DRK-Kinderhilfe finden Sie hier