Aufregung war zu spüren, als am 08.11. die ersten Teilnehmenden des Barcamps die Aula der Jugendherberge Ostkreuz betraten. Nur eine Handvoll des voll besetzten Saals hatte bereits Erfahrungen mit dem Barcamp-Format. Für alle übrigen – auch für das Vorbereitungsteam bestehend aus Vertretern der AWO, Caritas, Diakonie, des DRK, Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und des Informationsverbund Asyl und Migration - war es ein Experiment. Durch das erfahrene Moderationsteam der Stiftung Bürgermut war das Prinzip des Barcamps schnell erklärt und die „Sessiongeber“ für die Arbeitssessions gefunden. Die Themen spiegelten die Vielfalt der teilnehmenden Projekte wider: „Ehrenamtliches Engagement als politische Arbeit!?“, „Mentorenschaft auf Augenhöhe“, „Potentiale-Stärken-Erfahrungen von Migrantenselbstorganisationen“, „Videobewerbung als Werkzeug zum Arbeitsmarktzugang“, „Behörden integrieren“ oder „Von der Ehrenamtskoordination zum Vielheitsmanager“ sind nur einige Themen der insgesamt 17 angebotenen Arbeitssessions.
Beeindruckt hat mich die Intensität, mit der über die Themen diskutiert wurde, gleichwohl diese von den meisten vermutlich bereits vielfach besprochene Themen waren. In vielen Sessions waren die eingebrachten Inputs oder Fragestellungen der Sessiongebenden nur Anstoß für die ganz grundsätzliche Frage: In welcher Gesellschaft möchten wir leben? Und wie können wir das durch unser Engagement erreichen? Durch die diverse und zufällige Zusammensetzung der Sessionteilnehmenden rangen die Anwesenden immer wieder um einen Konsens ihrer unterschiedlichen Meinungen und Einschätzungen.
Leonie Bronner (Caritas) fasste den Spirit des Barcamps stellvertretend für das Vorbereitungsteam abschließend mit diesen Worten zusammen:
„80 Jahre nach den Novemberpogromen findet am 9. November ein Barcamp unter dem Titel „Jetzt erst Recht! – Engagement für eine offene Gesellschaft“ statt. Die Diskussionen der vergangenen beiden Tage haben gezeigt, dass wir viele Ideen haben, wie eine offene Gesellschaft aussehen kann und auch die Energie haben, diese Gesellschaft zu gestalten. Die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen der letzten Zeit zeigen jedoch auch, dass wir unsere offene Gesellschaft immer wieder neu verhandeln und weiterentwickeln müssen. Wir möchten eine Gesellschaft gestalten, die allen Menschen ein Recht auf ein gutes Leben ermöglicht. Danke, dass ihr daran mitwirkt!“.
Mitte Dezember wird eine kurze Video-Dokumentation veröffentlicht, sie wird auf
fluechtlingshelfer.info zu sehen sein. Ich erhoffe mir viele weitere Eindrücke aus den Sessions, die ich nicht besuchen konnte. Vielleicht findet sich auch das Zitat eines Teilnehmenden wieder, das mir noch das ganze Wochenende im Kopf war:
„Wenn Menschlichkeit so schwer ist, warum dann nicht mit Freundlichkeit beginnen?“
Ermöglicht wurde das Barcamp aus
Projektmitteln der Beauftragten des Bundes für Migration, Flüchtlinge und Integration