Mit einem großen Applaus für ihre geleistete Arbeit eröffnen die 200 Teilnehmenden die DRK-Jahreskonferenz der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE). Nach einer wertschätzenden Begrüßung konnte sich niemand der Aufforderung der Moderatorin entziehen, sich selbst, seinem Sitznachbarn und seiner Sitznachbarin für die wertvolle Beratungstätigkeit zu applaudieren.
Nach einem wissenschaftlichen Impulsreferat von Dr. Danielle Gluns (Universität Hildesheim) über aktuelle Forschungsergebnisse integrationspolitischer Strukturen in Stadt und Land, gab Wolfgang Müller, Leiter des Amtes für soziale Integration in Hamm-Westfalen, einen Praxiseinblick in seine Arbeit. In Hamm werden alle beteiligten Dienste für Migrantinnen und Migranten in enger Zusammenarbeit mit der Migrationsberatung sowie dem Jugendmigrationsdienst in einem Amt gebündelt. Die positive Resonanz auf die entstehende enge Zusammenarbeit der verschiedenen Dienste bestätigt ihn in diesem Ansatz.
Die Expertenfunktion der Migrationsberatung
Christine Müller (MBE-Fachkraft aus München), Danielle Gluns und Wolfgang Müller diskutierten im anschließenden Podiumsgespräch Gelingensbedingungen und Hindernisse für Integration in der Kommune. Festhalten lässt sich: Integration gelingt nicht, wenn politische Entscheidungen und Verwaltungshandeln sich nicht an realen Bedarfen von Bürgerinnen und Bürgern ausrichten, sondern Sonderprogramme geschaffen werden, die Kategorisierungen und Neiddebatten hervorrufen. Auf struktureller Ebene gelingt Integration ebenfalls nicht, wenn Doppelstrukturen existieren und Behörden nicht zusammenarbeiten bzw. unterschiedliche politische Aufträge haben. Um eine bessere Zusammenarbeit zwischen Migrationsberatung und kommunalen Stellen zu erreichen, sind aus Sicht der Diskutierenden folgende Ansätze zentral: die Migrationsberatung muss in die Sozialplanung einbezogen werden. Dafür muss sich die MBE in ihrer Expertinnenrolle positionieren und sich Gehör verschaffen. Die Kommune wiederum muss ihre Steuerungsrolle wahrnehmen und in Netzwerken mit den Trägern agieren. Nicht zuletzt sollte die Verwaltung Transparenz bei der Auslegung unbestimmter Rechtsbegriffe herstellen.
Jede Kommune ist einzigartig – gehen wir die Herausforderungen an
In allen Wortbeiträgen – auch aus dem Publikum – wird deutlich: Jede Kommune ist anders, jede Kommune hat ihre eigene Struktur. Es bedarf individueller Analysen und Betrachtungen, um die Zusammenarbeit für gelingende Integration in der Kommune zu verbessern. Angefüllt mit Anregungen und Best-Practice-Beispielen für Gelingensbedingungen können die Migrationsberaterinnen und -berater des DRK nun die Analyse für ihren Wirkungsort starten. Mit einem starken Verband im Hintergrund können sie sich als Expertinnen und Experten für Integration und kompetente Netzwerkpartner ins Gespräch bringen – ganz im Sinne des MBE-Aktionstages 2019.