Ein Hand hält ein Smartphone in die Kamera in einer Kita.

Erfolgreich scheitern und daran wachsen: Digitalisierung in der Kita – Ein Erfahrungsbericht

In ihrem Gastbeitrag berichtet Amelie Guggenberger, Abteilungsleitung Soziale Arbeit im BRK Kreisverband Rosenheim, über Ihre Erlebnisse und Erfahrung im Prozess hin zu einer digitalisierten Kita.

„Warum die große Mehrheit bei der Digitalisierung der Kita scheitert!“, darauf geht der „Focus“ im September 2021 in seinem Onlinemagazin ein. Experten seien sich einig: „Die Digitalisierung ist der falsche Ansatz, es braucht vielmehr eine umfassende Transformation (vgl. Focus 2021)“.

Was wäre aber, wenn es genau diesen Transformationsprozess erfordert, um überhaupt eine Digitalstrategie zu entwickeln, sich auf den Weg zum Digitalen zu machen?

Wir im BRK-Kreisverband Rosenheim haben genau das erlebt. Schon beim Aufbau unseres neuen Arbeitsfeldes „Kinder, Jugend & Familie“ im Jahr 2019 war uns klar: Wir wollen von Beginn an sinnvoll digitalisieren. Angefangen mit einer zukunftsfähigen Kita-Software, mit digitalen Prozessen im Kita-Alltag und dem innovativen Einsatz digitaler Tools. Die Weichen waren gestellt, wir hatten ein klares Bild. Und dann? Kam der Alltag. Kam die Pandemie. Kamen Mitarbeitende mit eher weniger Begeisterung fürs Digitale. Kamen Hindernisse bei Software-Einführung und Hardware-Ausstattung. Kurz-um: So wie wir es uns vorgestellt hatten, lief es nicht. Doch das war auch gut so. Denn genau an diesem Punkt hat sich gezeigt: Es braucht viel mehr als„nur“ eine Digitalstrategie. Natürlich ist diese ein essenzieller Faktor bei der Digitalisierung der Kita, doch eben auch nicht alles. Vielmehr bedarf es einer digitalen Kultur:

  • Teams, die mit offenem Herzen Dinge ausprobieren und auch dann und wann scheitern, weil eben nicht jede Idee für die Kita sinnvoll und gewinnbringend ist
  • Einen Träger, der bereit ist, alle seine Prozesse unter die Lupe zu nehmen und sich ehrlich die Frage zu stellen: An welcher Stelle führt uns ein digitaler Prozess wirklich in die Zukunft?
  • Einrichtungsleitungen, die mit ihrem Team gemeinsam an einer für die Einrichtung ausgerichteten Digitalstrategie arbeiten (wollen)
  • Zeit-, Fach- und Personalressource

Und was vor allem für mich persönlich am schwierigsten war: Geduld. Denn der Weg hin zur Digitalisierung der Kita dauert und birgt so manche Verzögerung und manchen Rückschlag. Doch genau das sollten wir nutzen: Scheitern, Reflektieren, Wachsen. Mut dazu zu haben, dass es auch mal nicht so funktioniert, wie wir es uns wünschen. Wenn wir unseren Strategieprozess in der Digitalisierung nie abschließen, sondern stetig weiterleben, hinterfragen und anpassen, werden wir auch Erfolgserlebnisse verzeichnen und unsere Einrichtung „an der Wurzel gepackt“ in die Kita-Digitalisierung führen. Denn diese ist, wie man einer Expertise des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP) aus dem Jahr 2020 entnehmen kann, schon lang keine OB-Frage mehr, sondern eine WIE-Frage!

Autorin: Amelie Guggenberger, Abteilungsleitung Soziale Arbeit im BRK Kreisverband Rosenheim

Quellen:

Focus Online 2021: Warum die große Mehrheit bei der Digitalisierung der Kita bislang scheitert

IFP Staatsinstitut für Frühpädagogik 2020: Nutzung digitaler Medien für die pädagogische Arbeit in der Kindertagesbetreuung