Was ein Wochenende verändern kann

Wenn sich ein Wochenende lang über 50 ehrenamtliche Hackerinnen und Hacker zusammentun, um Herausforderungen des Gemeinwesens datenbasiert zu bearbeiten, kann einiges bewegt werden. Das haben die Teilnehmenden beim diesjährigen Hackathon von Data Science for Social Good bewiesen, bei dem auch wir als Deutsches Rotes Kreuz eine Herausforderung eingereicht haben.

Ein Hackathon ist ein Format, bei dem Ehrenamtliche für einen begrenzten Zeitraum, oft sind das 1-3 Tage, in diversen Teams (die sich nicht unbedingt vorher kennen) Herausforderungen bearbeiten. Das Format kommt aus der IT und wird oft mit Entwicklerinnen und Entwicklern umgesetzt. Am Ende eines solchen Hackathons steht in der Regel ein Pitch der entwickelten Lösungen vor einer Jury oder vor den Organisationen, die die Herausforderungen eingebracht haben.

Daten als wertvolle Ressource

Jeden Tag erzeugen wir Daten, bei unserer Arbeit ebenso wie in unserem Privatleben, egal ob wir eine Serie schauen oder E-Mails versenden. Nur ein Bruchteil dieser Daten wird tatsächlich genutzt und analysiert. Und vor allem wir als Organisation können die Daten, die während unserer Arbeit erzeugt werden, noch intensiver nutzen. Zum Beispiel um Erkenntnisse zu gewinnen, Entscheidungen zu erleichtern und zur Unterstützung von Stellungnahmen. Mit dem Ziel, anhand von Beispielen aus dem Verband zu zeigen, welchen Mehrwert eine gut aufbereitete Datenbasis bietet und wie Fragestellungen mit der Unterstützung guter Daten angegangen werden können, hat sich eine kleine Gruppe von Daten-Interessierten in der Social Innovation Community, kurz [sic], zusammengetan. Die ersten Treffen waren voll von Inspiration und Ideen und während eines Treffens mit einer Ehrenamtlichen von Data Science for Social Good Berlin (DSSG) war klar: Wir stellen eine Herausforderung für den nächsten Hackathon. Doch dann kamen die ersten Hindernisse: Das Zusammentragen der Daten, die Aufbereitung und das Einholen der entsprechenden rechtlichen Erfordernisse, sorgten dafür, dass wir mehrfach die Richtung wechseln mussten und auch Herausforderungen, die vielversprechend waren, nicht weiterverfolgen konnten. Da ist unser Projekt allerdings in bester Gesellschaft: Der Aufwand für die Datenbeschaffung und –aufbereitung ist in der Regel deutlich größer als die Zeit, die in die eigentliche Datenanalyse fließt. Das hat uns jedoch nicht davon abgehalten, eine Herausforderung zu stellen und am Hackathon im November 2021 teilzunehmen.

Herausforderung Beschäftigungspolitik

Die Herausforderung, die wir mitgebracht haben, dreht sich um den Fachkräftemangel im sozialen Sektor. Bereits Wochen vorher haben wir Freiwillige von DSSG an die Seite gestellt bekommen, die uns dabei unterstützt haben, die Daten für den Hackathon vorzubereiten. Zur Bearbeitung unserer Herausforderung haben wir den Teilnehmenden des Hackathons die öffentlich zugänglichen Daten des DRK-eigenen Stellenportals zur Verfügung gestellt. Fragen, die uns interessierten, waren zum Beispiel:

  • Für welche sozialen Berufe werden besonders häufig Stellen ausgeschrieben? Welche Merkmale haben die Stellenausschreibungen in Bezug auf Art der Beschäftigung, Vertrag, Vergütung und Standort?
  • Welchen Anteil haben Altenpflege, Kindertagesbetreuung und soziale Arbeit an den offenen Stellen? Unterscheiden sie sich in Bezug auf Ausschreibungsmerkmale?
  • Welche regionalen Unterschiede gibt es in Bezug auf die Zusammensetzung der offenen Stellen?

Die Analyse unterstützt uns dabei, einen detaillierten Einblick in die aktuelle Beschäftigungssituation beim DRK zu erhalten und regionale Unterschiede zu erkennen. Zum Beispiel haben wir herausgefunden, dass es im Bereich der sozialen Arbeit in ländlichen Regionen deutlich weniger Interessierte an unseren offenen Stellen gibt. Im Kita-Bereich und in der Altenpflege macht es dagegen gar nicht so einen großen Unterschied, ob eine ausgeschriebene Stelle in der Stadt oder auf dem Land ist.  Auch wie eine Stellenbeschreibung formuliert ist, macht einen Unterschied. Stellenausschreibungen, die Angaben zum Gehalt machen, scheinen zum Beispiel erfolgreicher zu sein. Grundsätzlich schreiben DRK-Einrichtungen am meisten Stellen im Bereich der Pflege aus, gefolgt von Stellen als Erzieherin oder Erzieher und Stellen in der Sozialen Arbeit. Diese ersten Erkenntnisse sind spannend, müssen jetzt aber genauer analysiert werden, um fundierte Entscheidungen daraus ableiten zu können.  

Ein Blick in die Zukunft

Natürlich reichen 24 Stunden und einige ehrenamtliche Datenspezialistinnen und Datenspezialisten nicht aus, um unsere Fragen zur Beschäftigungssituation und insbesondere zum Fachkräftemangel im DRK vollumfänglich zu beantworten. Der Hackathon hat uns aber gute Einblicke in die Möglichkeiten der systematischen Nutzung unserer Daten gegeben. Und genau das soll ein Hackathon leisten: zeigen, was möglich ist und erste Lösungsansätze skizzieren. Nun ist es unsere Aufgabe, die Ergebnisse in einem Prozess zu verstetigen, in dem aus den gewonnenen Erkenntnisse Maßnahmen abgeleitet werden. Währenddessen sammelt die Data Science Gruppe aus der [sic] schon wieder neue Herausforderungen, die es mithilfe von Datenexpertise zu lösen gilt.