Ein Tanker versperrt den Weg im Suez-Kanal, darüber die Überschrift "Vom Tanker zum Speedboat? Innovationsnetzwerke im Deutschen Roten Kreuz"
Innovationsnetzwerke im DRK

Die DRK-Innovationsnetzwerke beim Digital Social Summit

Vom 29. bis 30. März fand wieder der alljährliche Digital Social Summit statt – die Konferenz für die digitale Zivilgesellschaft in Deutschland. Im Live-Stream aus der Bucerius Law School in Hamburg und in zahlreichen Zoom-Sessions gab es inspirierende Impulse, viele Vernetzungsmöglichkeiten und natürlich den aktiven Austausch zu den Digitalisierungsthemen, die die Zivilgesellschaft gerade umtreiben. Mit dabei: die Innovationsnetzwerke aus dem DRK. 

Vom Tanker zum Speedboat?  

Unter dieser Leitfrage durften wir – René BurfeindtKatrin TschirnerJulius Falk und ich – in unserer eigenen Session auf dem Digital Social Summit mit vielen Vertreter:innen aus der Zivilgesellschaft in den Austausch treten: Warum braucht es die Innovationsnetzwerke? Was sind Chancen und Herausforderungen? Wie gehen wir beim Community Building vor? Und was hat all das mit den komplexen Strukturen eines Verbandes zu tun?  

Die DRK-Innovationsnetzwerke 

Seit Frühjahr 2020 gibt es zwei Netzwerke zu Innovation und Digitalisierung im Deutschen Roten Kreuz: Das Netzwerk Digitale Wohlfahrt umfasst 15 Vertreter:innen aus den DRK-Landesverbänden und verfolgt das Ziel, in den gesamtverbandlichen Austausch zu Digitalisierung zu treten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Die Social Innovation Community [sic] hat mittlerweile mehr als 100 Mitglieder aus dem Ehren- und Hauptamt, aus verschiedensten Hierarchie- und Gliederungsebenen. Hier wird Innovation in einem sicheren Rahmen ausprobiert, wir starten Projekte, tauschen uns aus und lernen voneinander und miteinander. Die [sic] ist übrigens offen für alle im DRK!  

Innovationsfähigkeit durch Netzwerke  

Das DRK bringt viele Voraussetzungen mit, die als Chance für Innovation angesehen werden können: Es gibt eine riesige Vielfalt an Mitstreiter:innen, ihren Perspektiven und ihrem Engagement – das Ehrenamt etwa ist ein riesiger Innovationstreiber im Verband. Als Wohlfahrtsverband und Hilfsgesellschaft sind wir zudem vor Ort tätig und kennen dadurch die Bedarfe an der Basis. Die dezentralen Strukturen ermöglichen es, nah an den Menschen unkompliziert Angebote zu schaffen. Damit einher gehen aber auch Innovationshürden, denn es gibt aufgrund der Eigenständigkeit der Vereine zum Beispiel kein gemeinsames Vorgehen in der Digitalisierung. Wir haben Schwierigkeiten damit, als Verband gut laufende Praxisbeispiele in andere Strukturen zu überführen und überhaupt voneinander zu wissen.  

An diesem Punkt setzen die Netzwerke an: Sie bringen engagierte Akteur:innen aus dem Roten Kreuz zusammen, damit diese sich austauschen können über Bedarfe und mögliche Lösungen. In kreativen Austauschformaten wie dem regelmäßig stattfindenden [sic]-Barcamp erarbeiten wir uns gemeinsame Vorgehensweisen und rufen verschiedenste Projekte ins Leben – und lernen nebenbei neue, kollaborative Arbeitsweisen kennen.  

Was es dafür braucht? Vor allem engagierte Menschen, die die Organisationskultur positiv verändern wollen, die offen dafür sind, auch mal zu scheitern, und die sich mit anderen DRK-„Intrapreneur:innen“ verbünden wollen. Wenn diese Wo:man-Power vorhanden ist, bringen die Netzwerke viele Pluspunkte mit sich: Innovative Projekte erlangen mehr Sichtbarkeit, gute Praxisbeispiele können skaliert werden, Silos werden aufgebrochen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Community-Aspekt, denn die Mitwirkenden greifen sich bei ihren Herausforderungen gegenseitig unter die Arme und bauen nach und nach Vertrauen zueinander auf – eine wichtige Grundlage, um Projekte zum Erfolg zu führen. 

Vier Menschen werden in Zoom gezeigt, daneben der Chatverlauf aus der Session

Was nehmen wir mit vom Digital Social Summit? 

Der Austausch mit der Community des Digital Social Summits war auch für uns sehr wertvoll. Die Teilnehmenden stellten uns viele, teils herausfordernde Fragen, auf die wir nicht immer eine Antwort parat hatten. In der Haltung als „lernende Netzwerke“ war das nicht weiter problematisch – im Gegenteil: Die aufgekommenen Fragen werden wir nutzen, um uns selbst zu reflektieren und die Innovationsnetzwerke beständig weiterzuentwickeln: Wie wollen wir etwa systematisch Innovator:innen im Verband identifizieren? Wie gehen wir mit Innovationen um, die an uns herangetragen werden? Wie machen wir aus den Vorhaben Projekte mit richtig praktischem Nutzen? Und wie verankern wir das Ganze nachhaltig in den bestehenden Strukturen, ohne dass diese sich die Netzwerke einverleiben?

In einer Welt, die immer unberechenbarer wird, die von schnellen Veränderungen und Komplexität gekennzeichnet ist, ist Innovationsfähigkeit ein unerlässliches Gut für uns als Organisation. Sicherlich verwandeln die Innovationsnetzwerke das Rote Kreuz nicht von heute auf morgen vom Tanker zum Speedboat – das ist auch gar nicht die Absicht, denn ein Tanker hat natürlich auch seine Vorteile. Aber zumindest setzen wir mit den Netzwerken und gemeinsam mit vielen anderen tollen Initiativen im DRK ein paar Schnellboote ein, die nach und nach zu einem Kulturwandel beitragen.