Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Eine Ausbildungsoffensive für die Pflege

Kennen Sie die Legende von der Suche nach dem heiligen Gral? Wer sich für Actionfilme begeistert, denkt vielleicht an den dritten Teil von Indiana Jones oder auch den Sakrileg-Film mit Tom Hanks. Bis heute ranken sich Geschichten um das wundersame Gefäß, das zu Glückseligkeit und ewiger Lebenskraft verhelfen soll. Eine ideale Lösung für alle, oder mindestens viele Probleme.

In der Politik sind Lösungen gefragt, besonders, wenn die Probleme drängen. Zum Beispiel in der Pflege: Die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird in den kommenden Jahren massiv zunehmen. Aus heute 3 Millionen werden laut Prognose mehr als 5 Millionen Pflegebedürftige im Jahr 2050. Der steigenden Nachfrage steht schon heute ein Fachkräfte- und Nachwuchsproblem gegenüber. Auf 100 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete offene Stellen kommen gerade einmal 26 als arbeitssuchend gemeldete Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Etwa 140 000 Menschen beginnen pro Jahr eine Ausbildung in der Pflege – und dennoch wird das nicht ausreichen, um den großen Bedarf an Fachkräften zu decken.

Jeder Dritte wird im hohen Alter über 80 Jahre Hilfe und Pflege benötigen. Um darauf vorbereitet zu sein, müssen wir heute die Weichen stellen: Für gute Arbeitsbedingungen in der Pflege und eine angemessene Bezahlung, für attraktive Ausbildungsberufe, für Möglichkeiten zur Weiterbildung und zum Quereinstieg. Mit der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) haben Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und ich dafür ein Konzept vorgelegt und im Juni der Öffentlichkeit präsentiert.

Mehr Zeit für die Pflege bedeutet: mehr Pflegeprofis.

Wenn wir die Bedingungen in der Pflege verbessern wollen, braucht es mehr Pflegeprofis. Deshalb hat das Bundesfamilienministerium in der Konzertierten Aktion Pflege eine Ausbildungsoffensive Pflege entwickelt. An der Ausbildungsoffensive Pflege haben rund 40 Partnerinnen und Partner, darunter das Deutsche Rote Kreuz, intensiv mitgearbeitet. Sie hat drei zentrale Ziele:

  1. Wir wollen Ausbildungsbetriebe und Pflegeschulen auf die neuen, generalistischen Pflegeausbildungen vorbereiten. Alle Interessierten sollen einen Ausbildungsplatz erhalten.
     
  2. Wir wollen Menschen aller Altersgruppen für die Pflege gewinnen – mit spezifischer Beratung und mit Weiterbildungsangeboten.
     
  3. Wir wollen die Zahl der Auszubildenden bis 2023 um 10 Prozent steigern. Dafür werden wir eine große Informations- und Öffentlichkeitskampagne starten.


Zusammen haben wir uns auf 111 konkrete Maßnahmen verständigt, wie wir die Ziele erreichen können. Bund, Länder, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen leisten dazu Beiträge.

Zu spät, zu wenig und nicht für immer: Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne

Und so haben sich auch kritische Stimmen zur Ausbildungsoffensive und zur KAP gemeldet: Die Maßnahmen kommen zu spät, sind zu wenig und nicht für immer. An der Stelle wäre ein heiliger Gral zugegebenermaßen praktisch, der mit einem Schlag alle Probleme löst.

Mit den in der Konzertierten Aktion Pflege insgesamt verabredeten Maßnahmen werden wir die Pflege und die Bedingungen für die Pflegekräfte in Deutschland spürbar besser machen. Besser ist vielleicht nicht perfekt, aber besser ist ein Anfang. In den Geschichten der Gralssuche müssen sich tapfere Ritter und tollkühne Helden bei ihrer Suche einem Rätsel ums andere stellen. Wer wartet, bis die ideale Lösung gefunden ist, wird sich damit abfinden müssen, dass eine sehr lange Suche bevorsteht – möglicherweise ohne Ergebnisse.

Auf konkrete Maßnahmen und Ergebnisse haben wir uns aber mit der Ausbildungsoffensive für die Pflege verständigt. Im Bundesfamilienministerium haben wir einen Leitspruch: Wir kümmern uns um die Kümmerer. Dazu gehören die Fachkräfte in der Pflege. Sie haben großartige Berufe, mit Zukunft und mit Sinn. Indem wir die Pflegekräfte stärken, machen wir auch unser Land spürbar stärker.

Gemeinsam werden wir weiter daran arbeiten.

Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend