Ein umfassender Praxistest im tatsächlichen Nutzungsumfeld ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, um AAL-Produkte im Leistungskatalog aufzunehmen. Während der Projektlaufzeit sind zahlreiche Erkenntnisse zur Planung und Umsetzung einer AAL-Testregion gesammelt worden. Dabei galt es zahlreiche Planungsebenen und -prozesse zu berücksichtigen.
Im Projektbereich Planung spielte die technische Interoperabilität und Integration eine wichtige Rolle. Einerseits waren wichtige Abstimmungen zwischen dem BRK Kreisverband Kronach als Dienstleister und den Herstellern beziehungsweise Anbietern von AAL-Produkten notwendig. Andererseits wurde ein Kommunikationskanal zwischen dem BRK als Dienstleister und den Seniorinnen und Senioren in der Bevölkerung benötigt, um Testpersonen für das Projekt zu finden. Die benötigte Kommunikationsmatrix wurde durch die Einbindung der Angehörigen oder des Hausnotrufes, wenn Notfallsituationen von den Systemen gemeldet werden, ergänzt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Planungsumfang sehr ressourcenintensiv war.
Der Projektbereich Umsetzung umfasste sämtliche Aufgaben, die mit dem Aufbau und der Einführung der AAL-Produkte in das reale Testumfeld in Verbindung standen. Insgesamt gestaltete sich der Ablauf folgendermaßen:
- Bereitschaft und Einverständniserklärung der Testpersonen zur Teilnahme
- Beschaffung der AAL-Produkte
- Installation der AAL-Produkte
- Vorführung und Erläuterung der Technik
Bei der Bestellung der AAL-Produkte kam es zu Verzögerungen, da einzelne Komponenten während der Bereitstellungsphase nicht am Markt verfügbar waren, wodurch sich der Projektzeitraum circa einen Monat nach hinten verschob. Demgegenüber waren die Installation der AAL-Systeme und die Freischaltung des Hilferufnetzwerkes über die App-Funktion für die Angehörigen oder die Einbindung ins Hausnotrufsystem sowie die Inbetriebnahme der Tovertafel reibungsfrei abgelaufen.
Im Projektbereich Evaluierung wurde im Vorfeld ein Befragungsbogen konzipiert. Es zeigte sich, dass sowohl die Handhabbarkeit als auch die Akzeptanz der AAL-Technologien eine wichtige Voraussetzung sind. Bei der Evaluation wurde sich auf die Forschungsthematik, welche Bedarfe und Ängste bei Seniorinnen und Senioren im Hinblick auf eine sichere Wohnumgebung vorliegen und wie AAL-Produkte diese positiv unterstützen können, fokussiert. Hierbei zeigte sich, dass die AAL-Produkte auch von Seniorinnen und Senioren ohne bestehende Pflegegradeinstufung und insbesondere von Personen, die allein im Haushalt leben oder tagsüber für längere Zeit allein sind, nachgefragt werden. Auch bei den Angehörigen erzeugen die AAL-Produkte ein deutlich gesteigertes Sicherheitsgefühl. So hat die Enkelin einer Testperson gemeint, dass Sie froh sei, ganz einfach nachsehen zu können, ob ihre Großmutter am Morgen aufgestanden ist – AAL gibt ihr ein gutes Gefühl. Die Testpersonen selbst gehen sehr gelassen mit der Thematik um. Sie bemerken die Sensoren kaum und fühlen sich keineswegs beengt oder überwacht.
Zusammenfassend werden die digitalen Anwendungen, die im Rahmen dieses Vorhabens getestet wurden, als sehr sinnvoll erachtet. Jedoch wird auch festgestellt, dass noch Optimierungsbedarf besteht. Nichtsdestotrotz werden digitale Anwendung für Seniorinnen und Senioren sicherlich ein Teil der Zukunft sein. Dabei gilt immer: Das primäre Ziel aller digitalen Anwendungen in der professionellen Altenpflege sollte sein, dass die Technik keinesfalls den Mensch sowie die sozialen Interaktionen ersetzen soll. Technologien sollen unterstützend agieren, um die soziale Teilhabe zu steigern, Einsamkeit vorzubeugen und trotz körperlichen und kognitiven Einschränkungen einen hohen Grad an Autonomie und Selbständigkeit zu ermöglichen.