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Übersicht Newsletter der DRK-Wohlfahrt.

Newsletter
Kinderhilfe
Newsletter Kinderhilfe November 2018
DRK-Generalsekretariat
Bereich Jugend und Wohlfahrtspflege
Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

im Newsletter der DRK-Kinderhilfe bündeln wir aktuelle innerverbandliche, fachpolitische und wissenschaftliche Informationen für Sie. Die Erarbeitung der Newsletter läuft neben dem aktuellen Tagesgeschäft. Da dies mal mehr mal weniger bewegt ist, erreichen Sie die Newsletter immer zu einem anderen Zeitpunkt im Monat und manchmal fällt auch einer aus. Einen aktuellen Stand unserer Arbeit erhalten Sie zudem, wenn Sie immer mal im Blog auf unserer Webseite vorbeischauen. Hier berichten wir regelmäßig über unsere Arbeit hier auf der Bundesebene und wo wir für Sie unterwegs sind.

Gutes Lesen und einen wunderbaren ersten Advent
wünscht Ihnen das Team der DRK-Kinderhilfe

 Neues aus dem DRK

Entstehung eines Bundesgesetzes - Live im Familienausschuss des Bundestages

Es ist ziemlich eng auf der Besuchertribüne des Sitzungssaals 2.200, in dem der Familienausschuss am 5. November 2018 tagt. Aber drei Stunden spannende Diskussionen um Kita-Qualität lassen mich die Unbequemlichkeit schnell vergessen. Zehn Sachverständige diskutieren mit den Parlamentariern über Qualität der Kindertagesbetreuung und wie sich der Bund an dieser wichtigen Aufgabe beteiligen sollte.

Neun der zehn geladenen Sachverständigen empfehlen das Gesetz, so wie es derzeit vorliegt, nicht zu unterzeichnen, wobei ganz unterschiedliche Gründe zu der jeweiligen Entscheidung führen.

So ist es zum Beispiel die fehlende Nachhaltigkeit der Bundesbeteiligung, die wieder nur einen Projektcharakter der Investitionen ermöglicht. Ebenso die fehlende Zweckbindung, die am Ende nicht sicherstellen kann, dass die Mittel auch im System der Kindertagesbetreuung investiert werden. Zu Kritik führt auch die im Gesetz vorgenommene Priorisierung der Handlungsfelder. Im Fokus steht dabei die Entlastung von Eltern bei den Gebühren. Denn diese, so einige Sachverständige, sei kein Qualitätskriterium in der Kindertagesbetreuung. Sie sollte aus dem Gesetz herausgehalten werden, damit das Geld tatsächlich für Qualitätsverbesserungen eingesetzt wird. Jeder Euro, der in diese Maßnahmen fließt, steht der Qualitätsverbesserung de facto nicht mehr zur Verfügung oder ihr sogar entgegen. Die Finanzierung der Beitragsfreiheit für Eltern ist familienpolitisch zu begrüßen, verbessert jedoch die Qualität in keiner einzigen Kita. Sie sollte nicht über dieses Gesetz, sondern anderweitig finanziert werden. Diese Kritik wird auch vom DRK getragen, das sich gemeinsam mit den Verbänden der BAGFW in einer Stellungnahme zum Gesetzesentwurf geäußert hat.

Verfassungsrechtliche Kritik an der gesetzlich vorgesehenen Art der Finanzierung führt in der Diskussion zur Forderung verbindlicher Mindeststandards. Verbindliche Standards fordert auch das DRK in seinem Positionspapier „Qualität in Kindertageseinrichtungen“. Dabei spricht sich das DRK gegen Mindeststandards aus, die sich an dem aus unserer Sicht oft unzureichenden oder mittleren Qualitätsniveau der Vorgaben der Bundesländer orientieren. Wenn bundeseinheitliche Standards formuliert werden, dann müssen diese sich am zu erreichenden Ziel orientieren. Beschrieben sind diese Ziele bereits im Zwischenbericht „Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sichern", mit dem sich Bund und Länder bereits vor zwei Jahren erstmals auf gemeinsame Qualitätsziele geeinigt haben.

Gleichwertige Zugänge für alle Kinder schaffen und in die Entwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung investieren, nicht mehr und nicht weniger, sind die Ziele des Kita-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetzes. Für das DRK bleiben wir im Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung dran an den Verhandlungspartnern im Gesetzgebungsprozess. Der nächste Schritt ist die 2. und 3. Lesung im Bundestag am 29. November 2018. Die Anhörung im Familienausschuss ist nachzuschauen unter www.bundestag.de.

Aktueller Stand des Gesetzesvorhabens

Die geplante Lesung des Gesetzes im Bundestag am 29.11.2018 ist vertagt worden. Grund sind Uneinigkeiten über die Ausgestaltung in den Koalitionsparteien. Auch die Opposition fordert Änderungen, bis hin zur Umsetzung eines Qualitätsgesetzes, welches bundesweit verbindliche Standards festschreibt.  Mehr zum Hintergrund finden Sie beispielsweise im Artikel der Welt vom 29.11.2018. Eine letzte Chance das Gesetz im Bundestag vor dem Jahresende zu beschließen bieten die Sitzungen in der 50. Kalenderwoche.

 Projekt "Demokratie leben - von Anfang an!"

Demokratie inklusive

Was brauchen pädagogische Fachkräfte, um Kinder (stärker) zu beteiligen? Wie können sie sich Diskriminierung und Ausgrenzung in ihren Einrichtungen entgegenstellen? Welchen Beitrag können Kita-Leitungen, Fachberatungen und Träger leisten, um die Kindertagesbetreuung demokratischer und inklusiver zu machen? Fragen über Fragen, die mich da am Nachmittag des 13. November auf dem Podium der Fachtagung „Demokratie inklusive. Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ erreichen.

„Eine starke Demokratie braucht Menschen, die von klein auf lernen, für sich und ihre Rechte einzustehen und die Rechte anderer zu achten. Das geht nicht ohne qualifizierte und engagierte Erzieherinnen und Erzieher, die den Kindern diese Demokratiekompetenzen vermitteln.“, sagte AGJ Vorsitzende Prof. Dr. Karin Böllert, die die Tagung eröffnete. Gleich nach ihr hatte die Familienministerin Dr. Franziska Giffey das Wort und erklärte  warum ihr Demorkatie in Kindertageseinrichtungen wichtig ist. Wie demokratische Prozesse in der Praxis gelingen können zeigte Prof. Dr. Raingard Knauer, die mit  jahrelanger Erfahrung mit der Kinderstube Demokratie über Stolpersteine und Gelingensfaktoren in der Praxis berichten konnte.

„Was MACHT was?!“

heißt das Curriculum und der größte Baustein des DRK-Projektes »Demokratie leben ‒ von Anfang an! Demokratieförderung in DRK-Kindertageseinrichtungen«. Macht ist Bestandteil jeder Beziehung, erst recht pädagogischer Beziehungen. Ob sich pädagogische Fachkräfte ihrer Wirkungen von Macht bewusst sind und wie sie diese einsetzen, ist bedeutungsvoll für ein demokratisches Aufwachsen von Kindern. Hier setzt das entwickelte DRK-Curriculum „Was MACHT was?!“ an. Die Idee dahinter ist einfach. Fachkräfte setzen sich mit ihren eigenen Demokratie- und Machterfahrungen auseinander und reflektieren ihre professionelle Arbeit vor diesem Hintergrund. Das Curriculum vermittelt umfangreiches Wissen und die sieben Module bieten Reflexionsfolien für Teams und Fachkräfte. 

Auf dem Podium und in einem Workshop haben einer der Autoren, Johannes Neumann und ich gemeinsam Einblicke geben können, welche Wissens- und Methodenvielfalt in diesem Kompendium für Fach- und Praxisberatungen steckt.

Hintergrund: „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ ist ein Kooperationsprojekt der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, der AGJ und des BMFSFJ. Das Vorhaben richtet sich an pädagogische und nicht-pädagogische Fachkräfte, Eltern und Elternvertretungen sowie an Kinder. Diese Zielgruppen sollen für Erscheinungsformen von Demokratie- und Menschenfeindlichkeit sensibilisiert und in einem kompetenten Umgang mit diesen Phänomenen gestärkt werden. Die Wohlfahrtsverbände, die Träger von bundesweit ca. zwei Drittel der Kindertageseinrichtungen und Angeboten der Kindertagespflege sind, führen im Rahmen der Kooperation eigene Projekte durch. Die AGJ übernimmt innerhalb des Gesamtvorhabens eine koordinierende Funktion und hat dazu die Koordinierungsstelle „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ eingerichtet. Mehr Informationen unter www.duvk.de.

 Veranstaltungen

Das Essen der Kinder – zwischen Pädagogisierung, Konsum und Kinderkultur

06.12.2018 bis 07.12.2018
Universität Bielefeld/Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Methoden 1, 33615 Bielefeld

Tagung des Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung (ZKJF) in Kooperation mit der
Frankfurt University of Applied Sciences und der Technischen Hochschule Köln

In der europäischen Kulturgeschichte der Moderne ist Ernährung eng mit pädagogischen Erwartungen und Zielen verknüpft. Dies zeigt sich aktuell in den kritischen Debatten zum Ernährungsverhalten westlicher Gesellschaften, in denen Ernährung und Essenssituationen als bedeutende Erziehungs-, Bildungs- und Präventionsgegenstände verhandelt werden. Wenngleich diese Perspektiven quer über die Lebensphasen hinweg als relevant erkannt werden, ist es gerade das Essen von Kindern, das im Blick der (fach-)öffentlichen Aufmerksamkeit steht.

Mehr zur Tagung und zu den Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier.

Deutsches Jugendinstitut: Wie sich Kinderrechte stärken lassen

Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat bei seiner Jahrestagung am 13. und 14. November intensiv über die Umsetzung von Kinderrechten in den verschiedenen Bereichen von (Fach-)Praxis, Politik und Forschung diskutiert. Es kommt Bewegung in die politische und fachliche Debatte, sagte DJI-Direktor Prof. Rauschenbach bei der Eröffnung. In dem generellen Anliegen, die Kinderrechte durch eine Verankerung im Grundgesetz zu stärken, waren sich alle einig.

Das Bewusstsein für die Rechte von Kindern wächst weltweit, doch ihre tatsächlichen Lebensverhältnisse sind oft ernüchternd. Auch in Deutschland werden Kinder misshandelt, nicht ausreichend gefördert oder wachsen in Armut auf. Doch allmählich kommt Bewegung in die politische und fachliche Diskussion über Kinderrechte, schilderte Institutsdirektor Thomas Rauschenbach bei seiner Begrüßung zur Jahrestagung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) am Dienstag in Berlin – und zitierte aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Unter anderem soll das Grundgesetz bereits bis Ende 2019 um eine Passage zu Kinderrechten ergänzt werden. „Insofern wird es bei diesem Thema nun voraussichtlich wirklich ernst“, betonte Rauschenbach in Bezug auf den Tagungstitel „Kinderrechte: Jetzt wird’s ernst!“.

Etwa 250 Fachleute aus der Fachpraxis, Politik und Wissenschaft trafen sich am 13. und 14. November im Berliner Hotel Aquino. Auch die aktuelle Frage, ob und wie Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollen, wurde bei der DJI-Jahrestagung intensiv diskutiert, doch im Fokus stand der schwierige und langwierige Prozess der Umsetzung von Kinderrechten. In neun Foren sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise darüber, wie sich Kinderrechte in der Familie, in der Kindertagesbetreuung, in der Schule, in den digitalen Medien sowie auf kommunaler Ebene umsetzen lassen – und wie deren Verwirklichung wissenschaftlich überprüft werden kann. Weitere Informationen zur Tagung finden Sie hier.

 Fachpolitisch Aktuelles

Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe: Dialogprozess zur Modernisierung des SGB VIII

Im Rahmen einer bundesweiten Konferenz wurde am 6. November 2018 der Dialogprozess zur Modernisierung der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland gestartet. Im Koalitionsvertrag haben CDU/CSU und SPD vereinbart, die Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln und dabei insbesondere den Kinderschutz und die Unterstützung von Familien zu verbessern. Mit dem Beteiligungsprozess soll die Fachwelt bereits frühzeitig in den Gesetzgebungsprozess einbezogen werden.

Bundesministerin Dr. Franziska Giffey hat am 6. November 2018 gemeinsam mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marks den Startschuss für einen breiten Beteiligungs- und Dialogprozess zur Modernisierung der Kinder- und Jugendhilfe gegeben. Mit dabei waren rund 200 Teilnehmende aus Praxis und Wissenschaft der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe und der Gesundheitshilfe sowie von Bund, Ländern und Kommunen. Der Dialogprozess soll in eine Gesetzesinitiative zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe mit einer Reform des derzeit geltenden SGB VIII münden.

Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey: „Mit der Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe wollen wir dazu beitragen, dass auch die Jüngsten gut durchs Leben kommen: die Kinder. Mit unserem Beteiligungsprozess wollen wir die Fachwelt in die Modernisierung des Kinder- und Jugendhilferechts schon vor dem Gesetzgebungsprozess mit einbeziehen. Wir wollen das rechtlich regeln, was in der Praxis wirklich gebraucht wird. Es geht unter anderem um den Schutz von Kindern durch eine bessere Kooperation der Akteure vor Ort, um eine Stärkung von Eltern und um die Interessen von Kindern, wenn sie in Heimen oder Pflegefamilien untergebracht werden.“

Im Koalitionsvertrag für die 19. Legislaturperiode haben CDU/CSU und SPD vereinbart, die Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln und dabei insbesondere den Kinderschutz und die Unterstützung von Familien zu verbessern.

Erfahrungen von Beteiligten und Betroffenen 

Nach der Auftaktkonferenz mit einer breit eingeladenen Fachöffentlichkeit wird der Dialog in einer Arbeitsgruppe weitergeführt. In den Prozess fließen im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung auch systematisch ausgewertete Erfahrungen von Beteiligten und Betroffenen mit der Kinder- und Jugendhilfe und der Familiengerichtsbarkeit ein.

„Wir alle wollen eine starke Kinder- und Jugendhilfe, die wirksam für gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen arbeiten kann. Wir setzen dabei auf einen breiten Dialog, auf einen umfassenden Austausch mit allen, die in der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in angrenzenden wichtigen Bereichen, Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen tragen“, so die Parlamentarische Staatssekretärin Caren Marks zur Eröffnung der Konferenz.

Plattform für den Dialogprozess

Die zentrale Anlaufstelle für Informationen zum Dialogprozess ist die Plattform www.mitreden-mitgestalten.de. Hier wird fortlaufend über den Hintergrund und über den Stand des Austausches informiert.

Bei der Organisation und Umsetzung des Dialogprozesses wird das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durch die Agentur für Dialog- und Beteiligungsverfahren „Zebralog“, die „IJOS GmbH (Institut für Jugendrecht, Organisationsentwicklung und Sozialmanagement)“ und das „Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ)“ unterstützt.

Die Ergebnisse der Veranstaltung werden im Nachgang auf der Projektplattform www.mitreden-mitgestalten.de veröffentlicht.

Weitere Informationen 

Ansprechpartner für den Dialogprozess ist eine Geschäftsstelle, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend arbeitet. Die Kontaktdaten finden Sie hier:

Geschäftsstelle für den Dialogprozess

„Mitreden – Mitgestalten: Die Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe“
im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Zebralog GmbH & Co. KG
Chausseestraße 8
Aufgang A, 5.Etage
10115 Berlin

geschaeftsstelle@mitreden-mitgestalten.de 

Außerdem finden sich Informationen zur Auftaktveranstaltung mit weiterführenden Links beim Bundesfamilienministerium.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 06.11.2018

Inklusion in der Kindertagesbetreuung – Finanzierung mit Lücken

Die Expertise „Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung“ untersucht die länderspezifischen Finanzierungssysteme als eine Grundlage von Inklusion in der Kindertagesbetreuung. Die Ergebnisse verdeutlichen sehr unterschiedliche Finanzierungsregelungen in den einzelnen Bundesländern. Die Finanzierung spielt für die Umsetzung einer inklusiven Bildung im frühkindlichen Bereich eine wichtige Rolle, betonen Diakonie, der Paritätische und die Gewerkschaft GEW als Auftrageber der Studie.

Untersucht wurden die länderspezifischen Finanzierungssystemen als eine Grundlage von Inklusion in der Kindertagesbetreuung. "Die Studie offenbart, dass Förderung der Inklusion von Kindern mit Behinderung und die Unterstützung der Familien regional sehr unterschiedlich umgesetzt wird. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen für diese Familien kann bei der Kindertagesbetreuung keine Rede sein", sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse.

Finanzierungssysteme der 16 Bundesländer

In Zusammenarbeit mit der Diakonie Deutschland, dem Paritätischen Gesamtverband und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat das Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung die Finanzierungssysteme aller 16 Bundesländer analysiert. Der besondere Fokus der Analyse lag dabei in der systematischen Betrachtung der länderspezifischen Finanzierungsregelungen zur Inklusion von Kindern mit Behinderung in der Kindertagesbetreuung. Die Ergebnisse verdeutlichen eindrucksvoll die landesrechtliche Vielfalt bei der Finanzierung. "Wenn wir wollen, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam aufwachsen müssen wir Zugangshürden abbauen, für Familien mehr Verbindlichkeit schaffen und für Einrichtungen Anreize bei der Finanzierung von Inklusion in der Kindertagesbetreuung erhöhen", betont Loheide.

Inklusive Bildung auch in der Kindertagesbetreuung

Mit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Gestaltung eines inklusiven Systems von Bildung, Betreuung und Erziehung seit 2008 verpflichtende Aufgabe für alle. Auch im frühkindlichen Bereich sind Teilhabe und Selbstbestimmung wesentliche Leitlinien dafür. Eine Öffnung der Kindertagesbetreuung und Konzepte für gemeinsame Bildung, Betreuung und Erziehung sind nicht erst mit der UN-Behindertenrechtskonvention in Angriff genommen worden. Für die Umsetzung und Sicherung inklusiver Bildung spielt die Finanzierung eine wichtige Rolle und ist auch vor dem Hintergrund der Debatte um eine inklusive Lösung bei der SGB VIII-Reform relevant.

Die Expertise "Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung - Finanzierung  inklusiv" (PDF, 994 KB) steht auf der Webseite der Diakonie als Download zur Verfügung.

Quelle: Diakonie Deutschland, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. vom 05.10.2018

Fachkräftestrategie des Bundes: Neue Weiterbildungskultur und qualifizierte Zuwanderung

Mit einer Fachkräftestrategie will die Bundesregierung dem Fachkräftemangel begegnen. Neben Maßnahmen im Bereich der Ausbildung, Qualität der Arbeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bildet die Qualifizierung und Weiterbildung einen Schwerpunkt. Erwerbstätige sollen unterstützt werden, ihre Qualifikationen und Kompetenzen im Wandel der Arbeitswelt zu erhalten und anzupassen.

Die Ministerinnen und Minister Hubertus Heil, Franziska Giffey und Anja Karliczek, Peter Altmaier und Horst Seehofer haben am 06.11.2018 gemeinsam in Berlin eine Fachkräftestrategie vorgestellt und diese mit den Spitzen der Sozialpartner, Länder, Kammern und der Bundesagentur für Arbeit diskutiert.

Familienfreundlichkeit in der Wirtschaft ist keine nette Geste

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey: „Familienfreundlichkeit in der Wirtschaft ist keine nette Geste sondern ein echter Standortvorteil für Unternehmen, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Ein großes Potenzial für die Fachkräftesicherung liegt in der guten Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Deshalb müssen wir es Beschäftigten erleichtern, ihre familiären Verpflichtungen und die Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bekommen. Als Politik gestalten wir den Rahmen für ein familienfreundliches Land - mit guter Betreuung in Kitas, Kindertagespflege, Schulhort und auch mit direkten Geldleistungen für Familien. Aber auch die Unternehmen haben hier eine Verantwortung, die sie wahrnehmen müssen, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein.“

Fachkräftemangel als ernsthafte Herausforderung

Der Fachkräftemangel ist eine ernste Herausforderung für die deutsche Wirtschaft. Das inländische Potenzial wird hier alleine nicht ausreichen. Die Strategie bezieht daher auch europäische sowie Fachkräfte aus Drittstaaten ein. Mit dem heutigen Ausbau von „Make-it-in-Germany“ zum Portal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland setzt die Bundesregierung bereits jetzt einen weiteren wichtigen Schritt zur Fachkräftesicherung um.

Die Fachkräftestrategie umfasst drei Säulen: die inländischen, die europäischen und die internationalen Fachkräfte- und Beschäftigungspotenziale. Für jede Säule werden die wichtigsten Handlungsfelder und Maßnahmen
beschrieben. Der Fokus in der Umsetzung der Fachkräftestrategie liegt dabei auf den inländischen Potenzialen. Neben ineinandergreifenden Maßnahmen im Bereich der Ausbildung, Qualität der Arbeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bildet die Qualifizierung und Weiterbildung der jetzt im Berufsleben stehenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen Schwerpunkt.

Neue Weiterbildungskultur etablieren

Anknüpfend an das vielfältige Weiterbildungsengagement der Betriebe und die Motivation der Beschäftigten soll eine neue Weiterbildungskultur in Deutschland etabliert werden. Konkret gilt es, alle Erwerbstätigen dabei zu unterstützen, ihre Qualifikationen und Kompetenzen im Wandel der Arbeitswelt zu erhalten und anzupassen und somit zu erreichen, dass auf dem Arbeitsmarkt der digitalen Zukunft die Fachkräfte sind, die wir für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland brauchen - im Sinne der Beschäftigten und im Sinne der Betriebe und Unternehmen.

Deutschlands Wirtschaft ist aber auch weiterhin auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen. Schon heute leisten Fachkräfte aus dem europäischen Ausland im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und tragen wesentlich zu einer Entspannung der Fachkräftesituation bei. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, wollen die beteiligten Ministerinnen und Minister mit verschiedenen Maßnahmen den Arbeitsstandort Deutschland für Fachkräfte aus dem europäischen Ausland und ihre Familien attraktiv halten.

Der Ausbau von „Make-it-in-Germany“ zum Informationsportal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland ist hierfür ein weiterer wichtiger Schritt. Das Fachkräftezuwanderungsgesetz für qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten ergänzt diese Bemühungen und soll darüber hinaus helfen, gezielte Fachkräfteengpässe zu lindern, damit diese nicht zu einer Wachstumsbremse werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf der Gewinnung von Fachkräften mit qualifizierter Berufsausbildung liegen.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 08.11.2018

Datenreport 2018: Soziale Herkunft prägt die Lebenssituation von Kindern in Deutschland entscheidend

 

Die soziale Herkunft wirkt sich nicht nur stark auf Bildungschancen von Kindern aus, sondern auch auf ihre Gesundheit. Die steigende Kinderarmut erschwert zudem die kulturelle, soziale und politische Teilhabe. Das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in der Schule variiert deutlich zwischen den Schulformen. Dies sind einige Ergebnisse des aktuellen „Datenreport 2018 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“.

In Deutschland leben immer weniger Kinder. Ihre derzeitige und zukünftige Lebenssituation wird immer noch entscheidend durch ihre soziale Herkunft geprägt. So steigen die Chancen von Kindern auf hohe Bildungsabschlüsse, wenn die Eltern selbst einen hohen Bildungsstand haben. Kinder aus Elternhäusern mit niedrigerem sozioökonomischem Status haben zudem schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen. Das subjektive Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in den Schulen variiert stark nach Schulform. Trotz guter Wirtschaftslage stagniert der Anteil der armutsgefährdeten Kinder. Kinder und Jugendliche in Haushalten mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern sind dabei am stärksten von Armut gefährdet.

Themenschwerpunkt: Lebenssituation von Kindern

Dieses Bild zeichnet der am 14. November in Berlin vorgestellte „Datenreport 2018 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“. Fachleute aus amtlicher Statistik und Sozialforschung haben darin Zahlen und Fakten zu wichtigen Lebensbereichen zusammengestellt, unter anderem zu Kindern. Der Themenschwerpunkt der Pressekonferenz wurde passend zum internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November gesetzt. Der Datenreport wird herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt (Destatis), dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Zahl der Kinder in Deutschland sank in den letzten 20 Jahren um 14%

2017 lebten nach Ergebnissen des Mikrozensus 13,4 Millionen Personen unter 18 Jahren in deutschen Privathaushalten. Dies entspricht einem Anteil von 16% an der Bevölkerung. In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Kinder bundesweit um 14% gesunken: 1997 waren es noch 15,7 Millionen. Damals hatten sie einen Anteil von 19% an der Gesamtbevölkerung ausgemacht.  

Je gebildeter und wohlhabender die Eltern, desto gesünder die Kinder

Die gesundheitliche Situation von Kindern hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Die soziale Herkunft wirkt sich jedoch stark auf die Gesundheit aus: Kinder aus Elternhäusern mit niedrigerem sozioökonomischem Status haben schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen. Das beginnt schon vor der Geburt. Etwa 30% der Mütter mit niedrigem sozioökonomischem Status rauchen während der Schwangerschaft; bei Müttern mit hohem sozioökonomischem Status sind es nur 2%. Die gesundheitlichen Ungleichheiten setzen sich im Lebensverlauf fort. Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischem Status haben öfter psychische Probleme oder sind verhaltensauffällig. Sie treiben auch seltener Sport, ernähren sich ungesünder und sind häufiger übergewichtig.

Bildungschancen hängen stark vom Bildungsstand der Eltern ab

In Deutschland wird die Schulwahl nach wie vor vom familiären Hintergrund bestimmt. Im Jahr 2017 hatte mit 65% die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Dagegen wuchsen nur wenige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bei Eltern auf, die einen Hauptschulabschluss (7%) oder keinen allgemeinbildenden Abschluss (2%) besaßen. Umgekehrt verhielt es sich bei Kindern, die auf Hauptschulen gingen: Lediglich 16% hatten Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Über die Hälfte der Hauptschülerinnen und Hauptschüler lebte hingegen bei Eltern, die einen Hauptschulabschluss (42%) oder keinen allgemeinbildenden Abschluss (14%) aufwiesen.

Hauptschüler in der Schule mehr belastet

Die Belastung der Schülerinnen und Schüler ist stark von der Schulform abhängig. Etwa die Hälfe der Schülerinnen und Schüler gab an, nach der Schule meistens erschöpft zu sein. Dies betrifft vor allem Schülerinnen und Schüler am Gymnasium und an der Hauptschule. Etwa ein Drittel der Jugendlichen in beiden Schulformen beklagte auch, dass ihnen die Schule kaum Zeit lasse, Freunde zu treffen. Hauptschülerinnen und Hauptschüler finden den Schulbesuch besonders häufig als belastend. So sagten 43%, dass es in der Schule nur wenige Dinge gebe, die ihnen wirklich Spaß machten. 24% empfanden die Anforderungen der Schule insgesamt als große Belastung. In den anderen Schulformen stimmten diesen beiden Aussagen deutlich weniger Kinder und Jugendliche zu.

Steigende Kinderarmut erschwert kulturelle, soziale und politische Teilhabe

Im Jahr 2017 waren 14,4% der Kinder unter sechs Jahren armutsgefährdet. Für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren lag dieser Anteil bei 14,5%. Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren waren mit 16,7% überdurchschnittlich armutsgefährdet. Im Durchschnitt waren 15,2% aller Menschen unter 18 Jahren von Armut bedroht. Mittlerweile haben 36% aller Kinder in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass das Kind selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Kinder mit Migrationshintergrund (33,3%) sind häufiger armutsgefährdet als Kinder ohne Migrationshintergrund (12,7%).

Kinderarmut ist nicht ausschließlich materielle Armut und somit auch nicht nur mithilfe materieller Leistungen zu lösen. Materieller Mangel kann zu sozialer Stigmatisierung führen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Frage nach kultureller, sozialer, aber auch politischer Teilhabe, die für in Armut lebende und von Armut gefährdete Kinder und Jugendliche besonders erschwert wird. Armut wirkt in alle Bereiche des Lebens, sie beeinflusst Bildungs- und Lebenschancen stark.

Weiterführende Informationen

Der Datenreport steht im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de/datenreport), des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (www.wzb.eu/datenreport) und der Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de/datenreport2018) kostenfrei als Download zur Verfügung. Die Buchausgabe ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung für 4,50 Euro in Kürze erhältlich.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Statistisches Bundesamt (Destatis), Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) vom 14.11.2018

 

 

So viel Kita-Beschäftigte wie nie zuvor – Trotzdem fehlen vielfach Fachkräfte

Seit Jahren wächst das Kita-Personal auf konstant hohem Niveau: 724.109 Beschäftigte arbeiteten im Jahr 2018 bundesweit in einer Kindertageseinrichtung. Zugleich stellt das starke Wachstum Kindertageseinrichtungen vor große Herausforderungen. Nach eine aktuellen Auswertung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) schätzen es fast alle befragten Einrichtungen problematisch ein, Stellen für pädagogisches Personal zu besetzen.

Seit Jahren wächst das Kita-Personal auf konstant hohem Niveau: 724.109 Beschäftigte arbeiteten im Jahr 2018 bundesweit in einer Kindertageseinrichtung. Mit rund 621.000 Personen entfällt der weitaus größte Anteil von ihnen auf pädagogisches und leitendes Personal, während 103.000 Personen in Verwaltung und Hauswirtschaft arbeiten. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Kita-Träger mehr als 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich eingestellt (+5 %). In den vergangenen zwölf Jahren wurden somit 300.000 neue Stellen geschaffen (+74%). Das zeigen aktuelle Auswertungen des Fachkräftebarometers Frühe Bildung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF).

Zahl betreuter Kinder unter 3 Jahren wächst

Das Personalwachstum ist insbesondere auf den U3-Ausbau zurückzuführen. So stieg zwischen 2006 und 2018 die Zahl betreuter Kinder unter drei Jahre von 287.000 auf 790.000 Kinder (+175%). Die Quote der Inanspruchnahme liegt damit bei gut einem Drittel (33,6%) – im Vergleich zu etwa einem Siebtel (13,7%) im Jahr 2006. Dennoch ist der Bedarf nicht gedeckt: Laut einer Befragung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) wünschten sich 45% der Eltern 2017 einen Kita-Platz für ihre unter 3-jährigen Kinder.

Kitas haben Probleme, Personal zu finden

Das starke Wachstum stellt Kindertageseinrichtungen vor große Herausforderungen. Bei einer aktuellen Erhebung der WiFF schätzen fast alle befragten Kindertageseinrichtungen (89%) es schwierig bzw. eher schwierig ein, Stellen für pädagogisches Personal ohne Leitungsfunktion zu besetzen. Jeder dritten Einrichtung fehlt aufgrund der Probleme bei der Personalgewinnung die Zeit für die Entwicklung des pädagogischen Personals, z.B. durch Fort- und Weiterbildungen. An der schriftlichen Befragung nahmen über 1.400 Kitas von Dezember 2017 bis Mai 2018 teil.

Fachkräftebarometer Frühe Bildung

Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung liefert auf Basis amtlicher Daten ausführliche Informationen über Personal, Arbeitsmarkt, Erwerbssituation sowie Ausbildung und Qualifizierung in der Frühpädagogik. Das Beobachtungs- und Analyseinstrument erscheint etwa alle zwei Jahre. Die letzte Ausgabe wurde im Juni 2017 veröffentlicht. fachkraeftebarometer.de präsentiert einen Überblick über Bundestrends und Entwicklungen in den Ländern. Darüber hinaus wird jeden Monat eine aktuelle Zahl vorgestellt, die die Analysen des Fachkräftebarometers Frühe Bildung fortschreibt.

Über WiFF

Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. und wird aus Mitteln des BMBF gefördert.

Quelle: Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte vom 31.10.2018

Quereinsteiger in Kitas: Neue Studie zu Berufswechslern veröffentlicht

Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden das Problem des Fachkräftemangels in Kindertageseinrichtungen und Pflegeheimen nicht lösen, sie können aber helfen, es zu mildern. Die Erfahrungen mit Berufs-Umsteigern sind oft gut, zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Allerdings müssen sich auch Kitas und Heime organisatorisch weiterentwickeln, um Quereinsteigende erfolgreich ausbilden und einsetzen zu können.

Könnte die Arbeitsagentur nicht einfach möglichst viele Berufswechsler und Arbeitssuchende umschulen? Schließlich geht der Ausbau der Kinderbetreuung viel zu langsam voran: Das DJI rechnet damit, dass bis 2025 mindestens 310.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte in Kitas gebraucht werden. Und in Seniorenheimen sind unterbesetzte Stationen eher die Regel als die Ausnahme. Solche Gedankenspiele greifen zwar zu kurz, erklärt ein Forscherinnen-Team vom DJI. Längst nicht jeder und jede bringe die Voraussetzungen für die fachlich, physisch und psychisch anspruchsvolle Arbeit in der frühkindlichen Bildung und der Altenpflege mit. Diejenigen, die sich im Laufe ihres Berufslebens entschließen, mit einer Ausbildung zum Erzieher oder zur Altenpflegerin noch einmal neu anzufangen, seien für ihre Arbeitgeber jedoch meist eine große Bereicherung. Die Befürchtung, dass durch die Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern das fachliche Niveau sinken könnte, habe sich bislang als unbegründet erwiesen, so die Wissenschaftlerinnen.

Quereinstiege über Fachausbildung zur Erzieherin möglich

Die Forscherinnen stützen ihre Einschätzung auf Interviews und Gruppendiskussionen mit Quereinsteigern selbst, den Leitungen von Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie schulischen Lehrkräften. Dabei zeigt sich, dass beide Felder unterschiedliche Möglichkeiten des Quereinstiegs bieten und die Zugänge zu den Ausbildungen jeweils verschieden geregelt werden. Im Gegensatz zur Altenpflege, wo auch verschiedene „niedrigschwellige“ Einstiegsmöglichkeiten bestehen, liegt die Hürde bei der Kinderbetreuung relativ hoch. Hier sind praktisch nur Quereinstiege möglich, die über eine Fachausbildung zur Erzieherin führen.

Auf gemeinsame Anforderungen für Bewerber/-innen verständigen

Auch den Arbeitsagenturen fällt an dieser Stelle eine wichtige Rolle zu. Hier merken die befragten Leiterinnen und Leiter von Kitas und Pflegeheimen teilweise kritisch an, dass die Agenturen die persönliche Eignung der vermittelten Personen zu wenig berücksichtigen würden und die Quereinsteigenden oft ungenügend über die Anforderungen im Tätigkeitsfeld informiert sind. Das führe zu erhöhten Abbruchquoten in der Ausbildung. Eine „Rekrutierungsoffensive“ über die Arbeitsagenturen wird aus diesen Gründen eher skeptisch beurteilt. Generell halten es die DJI-Expertinnen für nötig, dass sich die Arbeitsagentur, die ausbildenden Schulen und die Einrichtungen, in denen Quereinsteigende arbeiten sollen, auf gemeinsame Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber verständigen und dann entsprechend umfassend informieren. Das könne Enttäuschungen wegen falscher Erwartungen an die Tätigkeit vorbeugen.

Doch wer Motivation und Qualifikationsbereitschaft mitbringt, ist der Untersuchung zufolge Schul- und Einrichtungsleitungen in beiden Sektoren willkommen. Die Befragten berichten meist über positive Erfahrungen mit ihren spätberufenen Auszubildenden beziehungsweise Arbeitskräften. Entscheidend ist aus ihrer Sicht neben der Teamfähigkeit der Anwärter, dass sie bereits „praktische Berührungspunkte“ mit ihrem neuen Berufsfeld hatten – sei es im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres, eines Praktikums, in früheren Jobs oder im Privaten. Das kann der Taxifahrer sein, der Freude an der Unterstützung älterer Menschen und dabei das Gefühl hat, etwas Sinnvolles zu tun, oder die Betriebswirtin, die nach einer Familienauszeit lieber mit Kindern arbeiten möchte, als wieder ins Controlling zurückzukehren.

Erkennbar sei zudem, „dass Quereinstiege gerade auch Männern die Möglichkeit eröffnen, geschlechtstypische Berufswahlentscheidungen hinter sich zu lassen“ und im zweiten Anlauf einen „Frauenberuf“ zu wählen, was sie sich in jüngeren Jahren nicht getraut hätten, schreiben die Wissenschaftlerinnen.

Gute Erfahrungen, wenn sich auch die Einrichtungen weiterentwickeln

Quereinsteiger sind gegenüber jüngeren Auszubildenden in mancher Hinsicht im Vorteil. Lehrkräfte in der theoretischen Ausbildung erleben sie als „sehr reflektiert und engagiert“, in der betrieblichen Praxis gelten sie als „strukturiert, zielorientiert und belastbar“. Das hat allerdings auch eine Kehrseite: Zuweilen kommt es zu Überforderungen, weil in Vergessenheit gerät, dass es sich bei den Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern trotz reichlicher Lebenserfahrung um Auszubildende handelt. Zudem tun sich jüngere Vorgesetzte sowie Praxisanleiterinnen und -anleiter gelegentlich schwer im Umgang mit älteren Quereinsteigern. Gelungene Quereinstiege setzen insofern auch „neue Personalkonzepte und eine gezielte Teamentwicklung auf Seiten der Kitas und Pflegeheime voraus“, konstatieren die Autorinnen.

Damit Alten- und Kinderbetreuung auch langfristig von den Quereinsteigern profitieren, müsse natürlich auch deren „Verbleib“ in diesem Tätigkeitsfeld sichergestellt werden, heißt es in der Studie. Insbesondere in der Altenpflege sei dies fraglich, weil viele Befragte sich recht kritisch zu den Arbeitsbedingungen äußern und eine weitere Spezialisierung anstreben – womit bei der vom Personalmangel gebeutelten Grundversorgung nichts gewonnen wäre.

Weitere Informationen

Die Studie steht zum Download zur Verfügung: Mariana Grgic, Birgit Riedel, Lena Sophie Weihmayer, Nina Weimann-Sandig, Lisa Wirner: Quereinsteigende auf dem Weg zur Fachkraft (PDF, 849 KB), Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 392

Weiterführende Informationen zum Quereinstieg in der Kindertagesbetreuung und Altenpflege sind auf den Seiten des Deutschen Jugendinstituts zu finden.

Informationen zum Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung liefert eine aktuelle Auswertung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF).

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung vom 02.11.2018

Studie „Was kommt nach dem Berufsstart“

Ein Viertel der Nachwuchskräfte verlässt innerhalb der ersten fünf Berufsjahre das Arbeitsfeld Kita.

Das ist bekannt: In Kitas, Kindergärten, Krippen und in der Grundschulbetreuung herrscht Fachkräftemangel. Laut einer Prognose des Deutschen Jugendinstituts benötigen die Einrichtungen bis zum Jahr 2025 bis zu 329.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte.

Das Problem liegt nicht allein daran, dass nicht genug Fachkräfte für die Ausbildung gewonnen werden können, denn das Ausbildungssystem der Frühen Bildung ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. 2014/15 begannen deutschlandweit 43% mehr Personen eine Ausbildung in dem Bereich als noch 2007/08. Bei den Erzieher/innen waren es sogar 71%. Gründe dafür sind die Erschließung neuer Zielgruppen wie Quereinsteigende, Männer, Ältere sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Gerade die berufsbegleitende und vergütete Ausbildung für Erzieher/innen ist für Menschen mit Familie und Verpflichtungen, ein Anreiz, die Ausbildung aufzunehmen.

Doch was passiert nach der Ausbildung? Da entscheiden sich die Fachkräfte gegen den Kita-Bereich oder verbleiben langfristig nicht in den Einrichtungen oder im Beruf. Das legt die aktuelle Studie „Was kommt nach dem Berufsstart?“ unter Herausgeberschaft von Kirsten Fuchs-Rechlin und Ivo Züchner nahe.

Berufsstart und dann?

Aufbauend auf den Ergebnissen des BMBF-Forschungsprojekts „Übergang von fachschul- und hochschulausgebildeten Fachkräften in den Arbeitsmarkt“ (ÜFA), für die Erzieher/innen sowie Kindheitspädagog/innen in der Zeit von 2011 bis 2016 im Rahmen einer quantitativen Längsschnittstudie befragt wurden, gingen Fuchs-Rechlin und Züchner für ihre Studie u.a. folgender Frage nach: Wie platzieren sich Erzieher/innen sowie Kindheitspädagog/innen kurz- und mittelfristig auf dem Arbeitsmarkt? Neben der Auswertung der quantitativen Befragung flossen auch die Ergebnisse einer qualitativen Vertiefungsbefragung in die Studie von Fuchs-Rechlin und Züchner mit ein.

Die Analysen zeigen zunächst einen vergleichsweise gelungenen Ersteinstieg, aber lässt sich die Erfolgsgeschichte des Berufsstarts weiter fortsetzen? Nein, ist die Antwort der Forschenden: Die Tätigkeit in Kitas muss attraktiver werden, insbesondere wenn hochqualifizierte Kräfte dort langfristig gehalten werden sollen, fordern sie.

Kita nicht immer erste Wahl

Die erste Herausforderung sehen sie darin, die Fachkräfte für den Kita-Bereich zu begeistern. Denn am Ende ihrer Ausbildung gaben lediglich 54% der Erzieher/innen an, in der Kindertagesbetreuung arbeiten zu wollen. Sie bevorzugten andere pädagogische Arbeitsfelder, für die die Fachschulen für Sozialpädagogik ausbilden. Bei den Kindheitspädagog/innen mit Hochschulstudium lag der Anteil mit Wunschberuf Kita sogar nur bei 33%. Aufgrund der guten Arbeitsmarktsituation nahmen jedoch 68% aller Befragten ihren ersten Job in einer Kita auf.

Nachwuchskräfte werden unterhalb ihrer Qualifikation bezahlt

Knapp 20% der befragten Erzieher/innen wurden nach dem Berufseinstieg unterhalb des in Tarifverträgen vorgesehenen Gehalts ihrer Berufsgruppe bezahlt. Selbst nach vier bis fünf Jahren traf dies noch auf 7 % der Erzieher/innen zu. Die an Hochschulen ausgebildeten Kindheitspädagog/innen hingegen erreichten höhere Einstiegsgehälter. Allerdings wurden nur knapp 10% der Absolvent/innen ohne vorangegangene Erzieher/innenausbildung und knapp 30% der Kindheitspädagog/innen mit einer solchen Ausbildung in Tarifstufen eingruppiert, die angewandte wissenschaftliche Kenntnisse honorieren. Nach vier bis fünf Jahren erreichten dies immerhin gut 40 beziehungsweise knapp 60% der Kindheitspädagog/innen.

Befristung und mangelnde Karrierewege

Neben geringen Einstiegsgehälter und niedrigen Löhnen spielten auch Befristungen und mangelnde Karrierewege eine Rolle für die Unzufriedenheit der befragten Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung. Ungünstige Arbeitsbedingungen wie vor allem fehlende Einarbeitung sowie Konflikte im Team oder mit der Leitung kamen hinzu. Dabei waren bei den Teilnehmenden der Studie vor allem qualitative Merkmale der Tätigkeit ausschlaggebend für einen Wechsel.

So bemängelten die Befragten beispielsweise auch fehlende Möglichkeiten, professionelle Vorstellungen auch gegen etablierte Praktiken erfahrener Kolleg/innen umzusetzen. „Konflikte lösen die jungen Fachkräfte über Stellenwechsel, die nicht selten aus dem Arbeitsfeld herausführen“, so Fuchs-Rechlin und Züchner.

Häufige Stellenwechsel und Abwanderung in andere Arbeitsfelder

Die Konsequenz ist, dass knapp ein Drittel der Befragten in den ersten fünf Jahren nach dem Berufsstart mindestens einmal die Stelle gewechselt hatte. Fast ein Viertel der Nachwuchskräfte verließ in diesem Zeitraum das Arbeitsfeld Kita ganz. Darunter deutlich mehr studierte Kindheitspädagog/innen als Erzieher/innen. Allerdings – so schränken die Autor/innen ihren Befund ein – geben die Daten keine Auskunft darüber, inwieweit die Fachkräfte dauerhaft oder nur temporär (z.B. aufgrund von Erziehungszeiten) aus dem Arbeitsfeld Kindertageseinrichtung aussteigen.

„So gehen wichtige Ressourcen verloren“, bilanzieren die Forschenden. Um das Arbeitsfeld Kita weiterzuentwickeln, müssten deshalb auch Teamentwicklung und Teambildung in den Fokus von Politik und Trägern rücken.

Kirsten Fuchs-Rechlin/Ivo Züchner (Hrsg.): Was kommt nach dem Berufsstart?

Die Studie kann kostenlos bestellt werden:

https://www.weiterbildungsinitiative.de/publikationen/details/data/was-kommt-nach-dem-berufsstart/?L=0

Pia, OptiPrax und Co.

Die Diskussionen um vergütete Ausbildungsmodelle nehmen in den Ländern und auch auf Bundesebene weiter zu. Dies zeigt sich u.a. in der zunehmenden Anzahl an Fachveranstaltungen, den politischen Debatten und Initiativen von Trägern, Fachschulen sowie weiterer Akteur/innen.

Dabei stellt sich die Frage: Wie sehen die Entwicklungen derzeit konkret aus? Welche Daten gibt es, aus denen Rückschlüsse über die Bedeutung praxisintegrierter und berufsbegleitender Erzieher/innenausbildungen gezogen werden können? Welche ggf. bedeutsamen Weichenstellungen wurden getroffen?

Die Koordinationsstelle hat die Daten zur Erzieher/innenausbildung für das Schuljahr 2016/17 und 2013/14 der Statistischen Landesämter im Vergleich ausgewertet. Im Folgenden wird auszugsweise ein Blick auf Entwicklungen in den Ländern gerichtet, in denen praxisintegrierte oder berufsbegleitende Ausbildungen mit einer Dauer von in der Regel drei Jahren auch für Personen ohne fachnahe berufliche Vorbildung möglich sind, denn diese Modelle sind insbesondere für Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung interessant, die einen beruflichen Neustart anstreben, sowie für Personen mit Hochschulreife.

Die Informationen zu den Modellen in den einzelnen Bundesländern finden Sie auf der Webseite der Koordinierungsstelle "Chance-Quereinstieg".

 Tipps und Links

Annedore Prengel erklärt Reckahner Reflexionen: "Kinder wertschätzend ansprechen

Anerkennung ist wichtig für die Entwicklung von Kindern, wie Forschung belegt. Aber Studien zeigen auch, dass etwa ein Viertel aller pädagogischen Interaktionen verletzend sind. „Kinder werden angebrüllt, beschämt oder ihre Leistungen sehr destruktiv kritisiert“, sagt Erziehungswissenschaftlerin Prof. em. Dr. Annedore Prengel. Um pädagogische Beziehungen zu verbessern, haben Expertinnen und Experten des Bildungswesens zehn Leitlinien zur Ethik pädagogischer Beziehungen erarbeitet. Weitere Videos zum Thema finden sich auf dem Youtube-Kanal von WiFF.

Neue Ausgabe von KomDat: Aktuelle Trends in der Kinder- und Jugendhilfe

Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) legt die neue Ausgabe von KomDat Jugendhilfe vor. Das aktuelle Heft befasst sich mit der öffentlich organisierten Kindertagesbetreuung sowie den Gefährdungseinschätzungen der Jugendämter.

Neue Höchststände in der Kindertagesbetreuung

Mitte Oktober wurden vom Statistischen Bundesamt die aktuellenErgebnisse der jährlichen Erhebung zur Kindertagesbetreuung veröffentlicht. Im aktuellen Heft von KomDat wird vor diesem Hintergrund eine erste Analyse ausgewählter Fragestellungen vorgenommen. Diese beziehen sich auf Angebote für unter 3-Jährige in Tageseinrichtungen und Tagespflege einerseits sowie für Kinder ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt andererseits – unter Berücksichtigung der Betreuungszeiten und der Anzahl der Fachkräfte.

Bereits die ersten Analysen der aktuellen Ergebnisse zur Kindertagesbetreuung lasse erkennen, dass die Expansion – erwartungsgemäß – weiter voranschreite. Und diese Zunahme vollziehe sich nicht nur bei den unter 3-Jährigen, sondern in größerem Maße bei den 3-Jährigen bis zum Schuleintritt. In diesem Bereich wird mit einem Zuwachs von ca. 170.00 betreuten Kindern insbesondere auf den demografisch bedingten Anstieg in dieser Altersgruppe in den Jahren 2012 bis 2018 reagiert. Auch der Personalstand erhöht sich erneut um 27.600 Personen. Das pädagogische Personal erreicht mit 627.000 Personen einen neuen Höchststand, ebenso die Anzahl der Kindertagespflegepersonen mit 44.200. 

Weniger Kindeswohlgefährdungen trotz häufiger Prüfungen 

Ebenfalls vor wenigen Wochen vermeldete das Statistische Bundesamt einen neuen Höchstand bei den von Jugendämtern durchgeführten Verfahren zur Einschätzung einer Gefährdung des Kindeswohls (§ 8a Abs. 1 SGB VIII). Die Mitarbeiter/-innen der Allgemeinen Sozialen Dienste der Jugendämter haben demnach insgesamt 143.000 Prüfverfahren nach § 8a SGB VIII durchgeführt. Das entsprach einem Anstieg von 4,6 Prozent zum Vorjahr. Trotz steigender Zahl der Verfahren wurden 2017 allerdings unter dem Strich ungefähr die gleiche Zahl von ca. 45.700 Fällen festgestellt. Die Auswertungen der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik stellen allerdings erhebliche regionale Unterschiede fest. 

Inobhutnahmen bleiben auf hohem Niveau 

Die Jugendämter haben im Jahr 2017 deutlich seltener in Obhut genommen als im Vorjahr. Dies liege insbesondere an der deutlich verringerten Zahl der unbegleitet einreisenden ausländischen Minderjährigen (UMA). Bei den Inobhutnahmen ohne UMA wurde allerdings der im Vorjahr erreichte Höchststand auch 2017 wieder erreicht. Dies wird zum Anlass genommen, diese Maßnahmen mit Hilfe von Mikrodatenanalysen genauer zu untersuchen. Damit soll auch ein Beitrag zur Diskussion über das Spannungsfeld zwischen staatlichem Schutzauftrag und erzieherischer Autonomie der Familie geleistet werden. 

Die aktuelle Ausgabe von KomDat – Kommentierte Daten der Kinder- und Jugendhilfe Heft 2/ 2018 (PDF 9,7 MB) steht auf den Seiten der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik zum Download zur Verfügung. 

Hintergrund 

Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) ist Teil des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund. Die Arbeitsstelle wurde im Jahr 1997 eingerichtet und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI NRW) sowie die Technische Universität Dortmund zunächst bis zum Mai 2022 gefördert.  Ziel der Arbeitsstelle ist es, die Ergebnisse der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik (KJH-Statistik) einer fachwissenschaftlichen Analyse zu unterziehen und die Nutzung der Daten in der Fachwelt zu fördern. Weitere Informationen: www.akjstat.tu-dortmund.de

Quelle: Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik 

 

Respektpreis 2018 für „Murat spielt Prinzessin…“

Das Bündnis gegen Homophobie hat den Respektpreis 2018 verliehen. Ausgezeichnet wurde die Handreichung „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben – Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt als Themen frühkindlicher Inklusionspädagogik“.

Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt als Thema der frühkindlichen Bildung

Die Handreichung „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben - Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt als Themen frühkindlicher Inklusionspädagogik“ informiert Fachkräfte der Kindertagesbetreuung grundlegend und vermittelt ihnen praxisbezogene Anregungen für ein inklusives pädagogisches Handeln im Umgang mit Geschlechtervielfalt und Familienvielfalt.

Das 140-seitige pädagogische Material im DIN-Format A4 vermittelt diese aktuellen Themen nicht sexualpädagogisch, sondern immer im weiten Horizont der Menschenrechte und insbesondere der Kinderrechte. Zahlreiche praxisorientierte Beispiele zeigen auf, wie Inklusion, Teilhabe und Barrierenabbau in Bezug auf die Vielfalt von Geschlechtern und Familienformen aussehen können. Dabei beantworten die Autor/-innen Fragen, die in den letzten sieben Jahren in Fortbildungen häufig gestellt wurden.

Handreichung für Kita-Einrichtungen und Fachkräfte

Die Handreichung unterstützt Fachkräfte, Teams und Einrichtungen der frühkindlichen Bildung dabei, sich im Rahmen der Inklusionspädagogik mit den Vielfaltsdimensionen Geschlecht, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung zu beschäftigen.

Die Broschüre wurde von der Bildungsinitiative QUEERFORMAT erstellt und von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördert. Jugendsenatorin Sandra Scheeres: „Der Preis setzt ein Zeichen und würdigt das Engagement aller an der Handreichung Beteiligten für Toleranz und mehr Sensibilität im Umgang mit sexueller Vielfalt. Die 140-seitige Fachlektüre ist ein Angebot für Erzieher und Erzieherinnen, die sich zu den Themen Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung informieren möchten.“

Mehr Informationen: www.queerformat.de/murat-spielt-prinzessin-alex-hat-zwei-muetter-und-sophie-heisst-jetzt-ben/

Zum Hintergrund

Das Bündnis gegen Homophobie hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam jeglicher Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung entgegenzutreten. Aktuell gehören ihm 120 Organisationen und Unternehmen an.

Quelle: Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie vom 02.11.2018

Herausragende Medienpädagogik – Dieter Baacke Preisträger 2018

Mit dem Dieter Baacke Preis haben das Bundesfamilienministerium und die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) Projekte ausgezeichnet, die zeigen, wie aktuell, vielseitig, visionär oder auch gut vernetzt Medienbildung heute sein kann. Herausragende Medienprojekte mit Kindern und Jugendlichen stehen dabei im Mittelpunkt.

Wo und wie würden Sie gern Roboter einsetzen? Als Babysitter und Pflegekräfte? Als Haushaltshilfe? Im Alternate Reality Game Reise nach Utopia, einem medienpädagogischen Planspiel für 10 bis 13-Jährige, geht es sehr aktiv und kreativ zu. Kinder programmieren kleine Roboter und lernen dabei zugleich über die Folgen digitaler Technologie zu reflektieren. Hochkonzentriert und mit viel Spaß und Verve gehen sie dabei vor. Und die Methode und App #stadtsache regt Kinder dazu an, ihre Umgebung kritisch unter die Lupe zu nehmen: Was sollte verändert werden, damit wir Kinder uns wohl fühlen? Oder auch: Was gefällt uns? Medienpädagogik ist mehr als technische Bildung, es geht ums Ganze: Kultur, Politik, Gesellschaft, Individuum.

Weitere ausgezeichnete Projekte beschäftigen sich mit der kreativen und auch Kritik fördernden Zusammenarbeit von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen vielfältiger Voraussetzungen und Hintergründe. In #rootsnvisions gestalten geflüchtete und nicht geflüchtete Jugendliche aus Bremen zusammen beeindruckende Medienkunst. In NeoEnkel beschäftigen sich Alt und Jung in Hamm über Generationen und Kulturen hinweg mit Fotografie und auch mit dem Thema Flucht. Oder Menschen mit Behinderung drehen in Berlin eigene Filmbeiträge zum Thema Wahl inklusiv. In der Öffentlichkeit und an Schulen finden die Filme großen Anklang. Mit Cybermobbing und mit Games, Themen, die fast alle Jugendlichen betreffen, setzen sich weitere Preisträger-Projekte sehr intensiv und aktiv auseinander. Und das Projekt Living Legends begibt sich auf mehreren Erdteilen medienpädagogisch auf Spurensuche: Jugendliche suchen und dokumentieren alte Legenden, setzen diese in Animationsfilmen um und präsentieren sie auch digital.

Mehr zu den Preisträgern finden Sie hier.

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