Zwei Projekte für Senior*innen gegen Einsamkeit

Zwei Projekte, ein Ziel: neue Wege aus der Einsamkeit finden – Rückblick auf die DRK-Wirkungswochen 2021

Einsamkeit bei älteren Menschen ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein großes Thema, ist dadurch aber noch verstärkt worden. So verwundert es nicht, dass gleich zwei Projekte der DRK-Wirkungswochen 2021 hier einen Handlungsbedarf gesehen und sich diesem Thema gewidmet haben. In diesem ersten Teil der Projektvorstellungen aus den DRK-Wirkungswochen erfahren Sie mehr über die Projekte aus dem Kreisverband Ludwigsburg und dem Landesverband Hessen sowie über die verschiedenen Lösungswege und die individuellen Lernerfahrungen beider Projektteams.

Viele Wege führen nach Rom.

“Einsamkeit bei älteren Menschen” - diese Herausforderung hatten im September 2021 gleich zwei Projektteams als Ausgangspunkt für die (Weiter-)Entwicklung ihrer Projektideen mittig auf ein Flipchart geschrieben. In den darauffolgenden Tagen und Wochen haben die Teams davonausgehend die Bedarfe der Zielgruppe, relevante andere Akteurinnen und Akteure sowie Maßnahmen zur Lösung dieser Herausforderung identifiziert. Viel ist passiert und dank der neuen Methoden zur Projektentwicklung, intensiver Arbeitsphasen im Projektteam und der kollegialen Beratung unter den Projekten haben beide Teams tolle Ergebnisse vorzuweisen. An welchem Punkt die Projekte ansetzen und wo sie aktuell stehen, erzählen sie in diesem Blogbeitrag.

Weniger einsam durch eine starke Nachbarschaft

Heike Steck, verantwortlich für Gesundheitsprogramme und ehrenamtliche Sozialarbeit im Kreisverband Ludwigsburg fasst ihr Projekt so zusammen: “Mit unserem Projekt möchten wir einsame Menschen erreichen, und zwar dort, wo sie einsam sind – nämlich Zuhause in unserer Nachbarschaft.“

Viele Menschen haben sich aus dem früheren aktiven Vereins- und Sozialleben zurückgezogen! Nicht nur im DRK, auch bei anderen Vereinen ist das Problem bekannt. Hier wollen wir ansetzen und ein vereinsübergreifendes Dauerangebot schaffen, bei dem ehemalige Mitglieder aus den verschiedenen Vereinen im Quartier durch Hausbesuche motiviert und unterstützt werden, wieder aktiver am sozialen Leben teilzunehmen. 
Die Kontaktaufnahme der älteren Menschen soll durch geschulte Ehrenamtliche gemeinsam mit ihnen bekannten Mitgliedern aus den örtlichen Vereinen erfolgen. Bei den Folgebesuchen begleiten die Ehrenamtlichen die Seniorinnen und Senioren zu gemeinsamen Aktivitäten, die ihnen Freude machen: Ob Spaziergang im Park, Besuch des Kaffeenachmittags oder Teilnahme an der Seniorensportgruppe entscheidet die besuchte Person selbst. Langfristig wäre es schön, wenn sich ein fester Begegnungsort für die Seniorinnen und Senioren entwickeln würde, an dem vorhandene Angebote stattfinden können und alle die Möglichkeit haben ganz einfach miteinander in den Austausch zu kommen.

©DRK | Offenblende

Teil eines tollen Teams: Heike Steck (KV Ludwigsburg) und Nicolas Weiske (LV Baden-Württemberg) beim Abschluss der Wirkungswochen // © DRK | Offenblende

Weniger einsam durch Besuche von Therapiehunden

Monika Entrop und Gudrun Ernst, die im DRK-Landesverband Hessen bereits seit 2008 in der Ausbildung und Betreuung von Besuchs- und Therapiebegleithundeteams tätig sind, hat die Erfahrung während der Corona-Pandemie zu ihrem Projekt inspiriert. Sie beschreiben ihr Projekt so:

“Viele ältere Menschen vereinsamen, weil sie wenig Kontakte, Ansprache und Motivation haben. Wir planen daher ein Leuchtturmprojekt mit Besuchs- und Therapiehundeteams für Besuche bei hundeaffinen, alleinlebenden, vorwiegend älteren Menschen, in ihrem häuslichen Umfeld.  Der Vorteil: Diese Besuche sind auch in Pandemiezeiten möglich und der Hund ist dabei Motivator, Eisbrecher und Brückenbauer. Über das Tier bekommt man schneller einen Zugang zu den Menschen. 

Mit dem tiergestützten motivierenden Hausbesuch möchten wir die Menschen mit gezielten Übungen für Körper und Geist aktivieren, mobilisieren und soziale Kontakte beleben. Somit soll die Selbstständigkeit im häuslichen Umfeld erhalten und Bedürfnisse nach Wärme, dem Gefühl gebraucht zu werden und Zuneigung erfüllt werden. Letztendlich wollen wir es den Menschen durch das Aktivierungsprogramm ermöglichen länger in ihrem häuslichen Umfeld zu verbleiben.”

©DRK | Offenblende

Wenn Förderwissen auf Praxiserfahrung in der Besuchs- und Therapiehundearbeit trifft: Cornelia Rolle und Monika Entrop vom Projektteam aus Hessen // © DRK | Offenblende

Mit Umwegen zum Ziel

Beide Projektteams haben ihr ursprüngliche Idee im Laufe der Wirkungswochen weiterentwickelt und geschärft. Doch nicht immer war der Weg von der ersten Idee zum ausgearbeiteten Konzept geradlinig. Im Laufe der Wirkungswochen, mussten die Team verschiedene Hürden nehmen:
Bei dem Projekt in Ludwigsburg gab es mehrere Rückschläge. Krankheitsbedingt war eine Teilnahme an der Auftaktveranstaltung von Seiten des Kreisverbandes nicht möglich, wenig später fiel auch Heikes Kollegin aus dem Kreisverband aufgrund anderer Aufgabenschwerpunkte vollständig aus. Die Frage, ob eine Teilnahme für sie als Halbtagskraft weiterhin sinnvoll sei, stand im Raum. Trotzdem hat sich das Tandem aus dem Kreisverband Ludwigsburg und dem Landesverband Baden-Württemberg zum Weitermachen entschieden und das hat sich ausgezahlt. Zudem hat sich die Stärke des Tandems aus Landes- und Kreisverband gezeigt. Nicolas Weiske aus dem Landesverband konnte das Projektteam beim Kick-off vertreten und im weiteren Verlauf der Wirkungswochen arbeitete das Tandem an der Projektentwicklung eng zusammen. Die Hürden, auf die das Team stieß, eröffneten zugleich neue Perspektiven auf das Projekt:

“Unsere ursprüngliche Idee eine reine Begegnungsstätte im KV Ludwigsburg zu etablieren ist zu etwas gewachsen, was zu einem Leuchtturmprojekt werden kann. Auch mit meinen sehr eingeschränkten Zeitmitteln war die Unterstützung und die Bereitschaft der Tandempartnerinnen und –partner aus dem Landesverband und die Unterstützung aus dem Generalsekretariat so groß, dass wir nun ein wunderbares Konzept erarbeitet haben, dass nur darauf wartet umgesetzt zu werden!”

Das Dreiergespann aus Hessen hat sich während der sechs Wochen intensiv mit verschiedenen offenen Fragen zur Vorbereitung eines Förderantrages beschäftigt. Themen waren die richtige Ansprache von Geldgebern für das ehrenamtsgetragene Projekt und was für einen solchen Antrag alles benötigt wird. Hilfreich waren dabei vor allem die Herangehensweise an die Projektausarbeitung mit den unterschiedlichsten Tools, besonders die Ausarbeitung mit Hilfe des Problem- und Lösungsbaums. Auch die eindrucksvolle Kurzpräsentation der Projekte im Rahmen der Pitchvorstellung hat sehr geholfen. Für Gespräche mit potenziellen Geldgeberinnen und Geldgebern, aber auch anderen involvierten Akteurinnen und Akteuren wie Führungskräften, kann ein Pitch eine überzeugende Grundlage sein.

©DRK | Offenblende

Gudrun Ernst vom Projektteam aus Hessen beim Abschlusspitch // © DRK | Offenblende

Nutzen auch Sie die Chance!

Sie haben selbst eine überzeugende Projektidee, die Zielgruppen des DRK zugutekommen würde und möchten diese mit Unterstützung weiterentwickeln? Dann bewerben Sie sich noch bis zum 31.03.2022 für die DRK-Wirkungswochen 2022. Mehr Informationen zur Bewerbung und dem Angebot finden Sie hier.

Sie sind an einem der Projekte interessiert und würden sich gerne mit den Verantwortlichen austauschen? Kennen Sie eine interessante Fördermöglichkeit für eines der Projekte? Oder haben Sie eine Frage zu den Wirkungswochen? Schreiben Sie uns an impact(at)drk(dot)de und wir helfen Ihnen gerne weiter.

Wenn Sie sich selbst mit dem Thema Einsamkeit beschäftigen, lesen Sie mehr zu den ersten Schritten des DRK-Projekts gegen Einsamkeit und weiteren Ideen gegen Einsamkeit


Der Blogbeitrag ist ein Gemeinschaftsprodukt der beiden Projektteams und des GS.