Integration vor Ort

Innovation auf dem Land: ein Insight aus dem DRK-Kreisverband Heinsberg

Überall im Land gestaltet das DRK Veränderung und Wandel. Die Flüchtlingshilfe hat sich dabei auch in ländlichen Regionen als wahrer Innovationsmotor herausgestellt – wie zum Beispiel im Kreis Heinsberg an der Grenze zu den Niederlanden.

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingszuwanderung im Jahr 2015 engagierte sich auch der DRK-Kreisverband in der Versorgung und Betreuung Geflüchteter – baute Notunterkünfte auf, warb Flüchtlingspaten an, organisierte Deutschunterricht, schuf Freizeitangebote und beriet in Aufenthaltsfragen. Mehr und mehr rückte die Integration der Neubürger in den Vordergrund. "Wir wussten, dass das Thema uns weiter beschäftigen würde", erinnert sich Geschäftsführer Lothar Terodde. Klar war aber auch: "Wir wollten integrative Angebote schaffen, die allen Menschen, die Hilfe brauchen, zugutekommen."

Kristallisationspunkte gegen Armut für Integration ("KAI")

Aus dieser Überlegung heraus entstanden in enger Kooperation mit einigen Städten im Kreis die "Kristallisationspunkte gegen Armut für Integration", kurz KAI. Vier solcher Begegnungs- und Beratungsstellen gibt es mittlerweile an verschiedenen Orten im Verbandsgebiet. Die Aktivitäten reichen von regelmäßig stattfindenden Repair-Cafés und Nähtreffs über Sprachkurse bis zur Hilfe bei Behördenangelegenheiten. "Wir verstehen uns als Anlaufstellen in den Vierteln", erklärt KAI-Leiterin Julie Ilner. "Zu unseren Sprechstunden kann jeder kommen." Wer Hilfe bei der Pflege eines Angehörigen sucht, erfährt hier ebenso Unterstützung wie diejenigen, die einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz suchen. "Wir sind sehr gut vernetzt und können immer weiterhelfen." Die Angebote der KAIs richten sich ganz nach den Wünschen und Bedarfen der Anwohner - und die sehen in der Kreisstadt Heinsberg anders aus als in den neun umliegenden Gemeinden, die einen bunten Flickenteppich aus kleinen Städten und Dörfern bilden. In Hückelhoven beispielsweise startete das DRK in enger Zusammenarbeit mit der Stadt ein Projekt von Jugendlichen für Jugendliche. "Pimp dein Viertel" heißt es, was so viel bedeutet wie "Mach dein Viertel schöner". Die Idee: Junge Menschen erfahren durch konkrete Aktionen, dass sie in ihrem Lebensumfeld etwas zum Besseren wenden können. Mittelpunkt ist das Flussviertel, in dem vor allem kinderreiche, sozial benachteiligte Familien leben, umgeben von einer Einfamilienhaus-Siedlung mit einem hohen Anteil älterer Menschen. Das DRK erwarb einen Bus, den es mit Werkbank, Handwerkszeug, Schrauben, Pinseln, Farbe und allem, was zu einer mobilen Werkstatt dazugehört, ausstattete. In schulfreien Zeiten sind Jugendliche des Viertels nun unterwegs, um das Quartier zu verschönern. Den Anfang machte eine vernachlässigte Bushaltestelle. Unter Anleitung eines ortsansässigen Künstlers verwandelten die Jungen und Mädchen das Wartehäuschen in ein farbenprächtiges Kleinod. Nächster Programmpunkt ist die Reinigung und Verschönerung eines Spielplatzes. Julie Ilner: "Auch ältere oder immobile Menschen können den Bus über das KAI Hückelhoven für kleinere Hilfeleistungen – wie das Streichen eines Gartenzauns – anfordern."

Ohne das freiwillige bürgerschaftliche Engagement geht es nicht

Die Anschubfinanzierung für dieses kreativ-integrative Projekt leistete die Deutsche Postcode Lotterie, ein niederländisches Unternehmen, das soziale Aktionen fördert. "Den Kontakt stellte der DRK-Landesverband Nordrhein her, der unsere Aktivitäten in der Quartiersentwicklung nach Kräften unterstützt", so der Heinsberger DRK-Geschäftsführer Lothar Terodde. Unter Quartiersentwicklung versteht man eine bürgerorientierte Gemeinwesenarbeit, deren Ziel es ist, in städtischen und ländlichen Wohnvierteln stabile Nachbarschaften zu fördern und eine Teilhabe aller Bewohner am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Dafür ist ein bedarfsgerechter Mix von unterstützenden Hilfen und Angeboten erforderlich, die gut miteinander vernetzt sind. Und: Es braucht Menschen, um Menschen zu helfen. Ohne das freiwillige bürgerschaftliche Engagement geht es nicht.