Fotocredits: Per Jacob Blut und Alexander Probst.

#CareKompass. Who cares? Neue Wege für eine zukunftsfähige Care-Arbeit- Die Abschlusskonferenz

Sorgearbeit ist für den Einzelnen lebensnotwendig und gesellschaftlich höchst relevant. Die essentielle Bedeutung der Care-Arbeit rückt nicht zuletzt durch die aktuellen Geschehnisse in Zusammenhang mit dem Corona Virus und der dort geleisteten Unterstützung ins Bewusstsein aller. Und trotzdem mangelt es an gesellschaftlicher Wertschätzung. Und trotzdem wird beruflich Sorgenden, Angehörigen und freiwillig Engagierten nur unzureichende Anerkennung zuteil. Und trotzdem finden beruflich Sorgende oft verbesserungswürdige Rahmenbedingungen vor.

Wie sieht die Gestaltung der Sorgearbeit in der Zukunft aus? Wer kann welche Aufgaben übernehmen? Was bedeutet eine faire Aufteilung zwischen Generationen, zwischen Geschlechtern? Welche Rahmenbedingungen braucht es? Und nicht zuletzt, wer kümmert sich darum?

Diesen zentralen Fragen wurde in den drei vom Deutschen Roten Kreuz in Kooperation mit dem Progressiven Zentrum (DPZ) initiierten Experten-Runden, die im Laufe des letzten Jahres stattfanden, nachgegangen. In einem Dialog zwischen Politik, Wissenschaft, Wohlfahrtsverbänden und Praxis wurden hier die verschiedenen Aspekte, Verantwortlichkeiten und aktuellen Probleme diskutiert. Mithilfe der dort gewonnenen Erkenntnisse haben wir gemeinsam mit dem Progressiven Zentrum Thesen entwickelt, wie den Herausforderungen der informellen und formellen Care-Arbeit begegnet werden kann. Hierzu wurde ein Policy Paper veröffentlicht.

Diese Handlungsempfehlungen standen dann auch im Fokus der Abschlusskonferenz am 19. Februar 2020 in Berlin, an der auch die Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey und der DRK-Generalsekretär Christian Reuter teilgenommen haben.

Die Keynote der Ministerin hat gezeigt, dass das Thema Sorgearbeit nicht nur in den Wohlfahrtsverbänden sondern auch in der Politik insbesondere vor dem Hintergrund einer sich wandelnden, einer alternden Gesellschaft von hoher Priorität ist. Prof. Dr. Ingo Bode stütze in seinem wissenschaftlichen Vortrag die Thesen und beleuchtete zudem kritisch den Aspekt der zunehmenden Marktorientierung der sozialen Dienstleistungen. 

Auf dem anschließenden Podium, das neben der Ministerin mit Prof. Dr. Wolfgang Schröder (DPZ), Dr. Irene Vorholz (Deutscher Landkreistag), Dr. Joachim Rock (Der Paritätische Gesamtverband) unter der Moderation von Elisabeth Niejahr (Hertie Stiftung) besetzt war, herrschte überraschende Einigkeit. Insbesondere wurde Konsens zu der Notwendigkeit eines gemeinsamen, koordinierten Vorgehens von Bund, Ländern und Kommunen unter Beteiligung der Wohlfahrt und Zivilgesellschaft offenbar. Letztendlich blieb jedoch die Frage offen, wer sich genau um dieses koordinierte Vorgehen kümmert, wer es in die Hand nimmt, die Initialzündung gibt und schließlich die unterschiedlichen Ressorts und Akteure steuert.

Das bringt mich zu der Überlegung, ob Care-Arbeit nicht „Chef-Sache“ ist, „Chef-Sache“ sein muss. Dort sind ja auch die globalen Themen wie Demografie angesiedelt. Vielleicht würde man dann dem mehr gerecht, was Care-Arbeit ist, nämlich DASEINSVORSORGE.